23.05.2023

Hochzeitsszenen für die Ewigkeit

  • Hochzeitsfotografin: Emily Renier

    Mit ihrem dokumentarischen Stil schafft Hochzeitsfotografin Emily Renier bleibende Erinnerungen. Ihre spontanen und ehrlichen Bilder zeugen von ihrer Verbundenheit mit dem Paar an seinem großen Tag. Solche Aufnahmen gelingen nur, weil die Fotografin den feinen Balanceakt zwischen Einfühlungsvermögen und technischem Können beherrscht.
    Man könnte sagen, dass die Fotografie eine Hommage an die schönsten Momente im Leben ist. Anders als bei Gemälden entspringen die dargestellten Szenen nicht der Fantasie des Künstlers, sondern sind vielmehr ein Abbild der Wirklichkeit. Das trifft ganz besonders auf die Reportage-Fotografie zu, deren Ziel es ist, eine Szene unverfälscht für die Nachwelt festzuhalten.


  • Auch Emily Renier hat aus dem Wunsch heraus, das Gesehene zu dokumentieren, mit der Fotografie angefangen. „Meine ersten Schritte mit der Kamera entsprechen wohl dem gängigen Klischee“, beginnt sie zu erzählen. „Mein Interesse an der Fotografie begann im Jugendalter, als ich die Sommer im Süden Spaniens verbrachte. Ich war eine kleine Rebellin und immer mit dem Moped an der Küste unterwegs. Mein Vater schenkte mir damals meine erste analoge Kamera – und ich tat wohl das, was alle ängstlichen Jugendlichen tun: Ich nahm kitschige Bilder von fantasielosen Sonnenuntergängen auf. Glücklicherweise habe ich mich dann schnell weiterentwickelt.“

    „Über die Jahre hatte ich verschiedene Kameras. Meine erste digitale Spiegelreflexkamera bekam ich erst mit 28 Jahren. Sie war mir jedoch zu groß und schwer. Ich wusste einfach nicht, was ich damit anfangen sollte. Also diente sie irgendwann nur noch als Staubfänger“, erzählt Emily. „Ich habe dann zehn Jahre lang als Lehrerin gearbeitet. Aber ich fühlte mich ausgebrannt und gab diesen Job schließlich auf. Da ich gerne fotografierte, beschloss ich mich zu einem Berufswechsel.“
    Ein Besuch der Photography Show, der großen Fotomesse in Birmingham, erwies sich für Emily als richtungsweisend. Im Programm, das sie ansonsten gar nicht sehr interessierte, stieß sie per Zufall auf ein Seminar des FUJIFILM Fotografen Kevin Mullins.

    „Ich hörte mir seinen Vortrag an und war den Tränen nahe. Es war wie eine Erleuchtung für mich“, erinnert sich Emily. „Ich kannte zuvor weder Kevin noch die spiegellosen Systemkameras, die er nutzte, und hatte mich auch nie zuvor mit der Hochzeitsfotografie als Genre auseinandergesetzt. Über Social Media schrieb ich ihm, dass ich das Gefühl hätte, er habe gerade mein Leben verändert. Anschließend ging ich zum Messestand von Fujifilm und kaufte meine erste FUJIFILM X-T2.


  • Fest entschlossen, einen neuen Weg einzuschlagen, und mit Kevin als Mentor an ihrer Seite begann Emily, Hochzeiten zu fotografieren. Schnell entwickelte sie einen einzigartigen, von Emotionen geleiteten Stil, der bis heute jede Facette ihrer Arbeit prägt – von der Herangehensweise bis zur Ästhetik des fertigen Bilds.

    „Ich arbeite nur mit Paaren, mit denen ich mich verbunden fühle. Es muss zwischen uns einfach Klick machen. Wenn die Chemie nicht stimmt, kann ich nicht mein Bestes für diese Menschen geben“, sagt Emily und führt aus: „Mir ist wichtig, dass wir uns gemeinsam in einem Raum wohlfühlen, uns unsere Verletzlichkeit eingestehen und unsere eigenen Egos loslassen. Meine Bilder sind davon geprägt, dass wir Momente miteinander teilen. Wenn ich eine Hochzeit verlasse, dann habe ich viel über diese Menschen gelernt. Ich weiß, was sie traurig, was sie glücklich, was sie ängstlich und was sie zuversichtlich macht.“


  • Als Fotografin erforscht Emily die Beziehungen, Zärtlichkeiten und Emotionen, die unser zwischenmenschliches Miteinander ausmachen. „All diese Elemente spiegeln sich in meinen Aufnahmen wider. Ich verfalle niemals in eine visuelle Routine. Alle Kunden sollen beim Betrachten ihrer Bilder sagen können: Das sind wir!“
    Emily ist davon überzeugt, dass sie als Fotografin die Momente mit einem Paar erleben muss, um echte Emotionen festhalten zu können. „Wenn sie das Gefühl haben, dass du bei ihnen bist, dann werden sie vor deiner Kamera authentisch agieren. Sie verstehen, dass sie sich nicht verstellen müssen und in deiner Anwesenheit ganz sie selbst sein können.“

  • Im Gegensatz zu traditionellen Hochzeitsreportagen orientiert sich Emily bei den technischen Anforderungen stark an der Dokumentarfotografie, die auf alles nicht Notwendige verzichtet. Die Augenblicke, die sie mit der Kamera einfängt, sind fast immer flüchtig und nie gestellt. Im Hinblick auf Licht, Bewegung und Komposition bringt dieser Ansatz einige Herausforderungen mit sich.

    „Ich arbeite mit zwei FUJIFILM X-H2S, die perfekt zu meiner Arbeitsweise passen“, erklärt die Fotografin. „Der schwenkbare LCD-Monitor ist ideal, um über Kopf zu arbeiten. Hinzu kommen der kamerainterne Bildstabilisator, die hohe Serienbildgeschwindigkeit und ein Autofokus, der so schnell und präzise ist, als käme er aus einer anderen Welt. Dieser Technologie-Mix schenkt mir viel Freiheit. Ich verpasse nur sehr selten einen Moment, und wenn doch, dann habe ich nicht aufgepasst.“
    Emily hat auch eine FUJIFILM X-T5, deren 40,2-Megapixel-Sensor sie schätzt und die auch bei schwachem Licht hervorragend funktioniert. Meist verwendet sie die X-T5 für Familienporträts und Gruppenaufnahmen oder in Situationen, in denen eine sehr hohe Auflösung gefragt ist.

    „Ich arbeite mit kontinuierlichem Autofokus mit Gesichtserkennung, schnellen Serienaufnahmen und fast immer mit manueller Belichtung“, erläutert Emily ihre Kameraeinstellungen. „Der Programm-Modus der FUJIFILM-Kameras ist unfassbar gut und ich könnte eigentlich voll darauf vertrauen, um mich ganz auf das Motiv zu konzentrieren. Aber ich liebe es, das Licht aufmerksam zu lesen und die Belichtung dann ganz nach meinen Vorstellungen zu interpretieren. Das ist ein sehr achtsamer Prozess.“



Ein Grund, warum Emily sich für die FUJIFILM X Serie entschieden hat, ist die Möglichkeit, Filmsimulationen zu nutzen. Sie fotografiert vorzugsweise in Schwarzweiß und setzt nur beim Sektempfang auf Farbbilder. „Unabhängig davon, für welche Einstellung ich mich entscheide, ist das große Potenzial der Filmsimulationen auf Anhieb erkennbar. In der Nachbearbeitung lässt sich kein Effekt erreichen, und ich achte ohnehin darauf, die Bilder nicht zu stark zu bearbeiten. Es ist vielleicht eine persönliche Sache, die jede Fotografin und jeder Fotograf anders für sich handhabt. Aber ich will meinen Kunden auf jeden Fall keinen Look aufdrängen, nur weil der gerade modern oder angesagt ist.“

Natürlich spielt auch das Objektiv eine wichtige Rolle. Während viele Reportage-Fotografinnen und -Fotografen die Vielseitigkeit von Zoom-Objektiven schätzen, vertraut Emily auf wenige kompakte Festbrennweiten. Das funktioniert auch deswegen, weil die räumliche Situation ihrer Motive immer ähnlich ist und sich im Voraus gut einschätzen lässt. Mit drei, vier Brennweiten und viel positiver Energie fällt es Emily nicht schwer, eine ganze Hochzeit von Anfang bis Ende in einer erstaunlichen Bildvielfalt zu dokumentieren.

  • „Zur X-T5 passt das FUJINON XF33mmF1.4 R LM WR ganz hervorragend. Dieses Objektiv gibt eine Szene so wundervoll wieder, dass es kaum noch einer Nachbearbeitung bedarf“, verrät Emily. „An den anderen Kameras verwende ich das FUJINON XF18mmF1.4 R LM WR, das XF23mmF1.4 R LM WR oder das XF56mmF1.2 R. Mehr brauche ich nicht. Für eine Hochzeitsfotografin reise ich mit ziemlich wenig Gepäck.“
    Nachdem sie mit viel Mitgefühl eine Beziehung zu ihren Kunden aufgebaut und alle wesentlichen Kameraeinstellungen vorgenommen hat, steht Emily vor ihrer letzten und vielleicht schwierigsten Aufgabe: der Frage nach dem Warum und Wie. Wer ihren kunstvollen Stil nachahmen möchte, braucht ein sicheres Gespür für entscheidende Momente.


  • Sicherlich gibt es viele Motive und Szenen, die aus keiner Hochzeitsreportage wegzudenken sind, wie das Anschneiden der Torte, der Eröffnungstanz oder das Ehegelübde. Jenseits dieser zentralen Momente, in den eher unspektakulären Phasen, gestaltet sich die Motivsuche indes schwieriger. Aber gerade hier besteht laut Emily die Chance für Bilder, die aus der Masse herausstechen.
    Den entscheidenden Moment für ein Foto vorauszuahnen, ist eine Fähigkeit, die ein geübtes Auge erfordert. „Ich trainiere meine Wahrnehmung und fotografischen Reflexe gern auf der Straße, indem ich alltägliche Momente mit der Kamera festhalten und stets danach strebe, das Gesehene auf außergewöhnliche Weise wiederzugeben. Diese Techniken kommen mir dann auch bei einer Hochzeitsfeier zugute. Ich halte Ausschau nach Mustern, Formen und Farben und versuche, bestimmte Bewegungen oder Handlungen zu erkennen, bevor sie ausgeführt werden.“ Die Fotografin hat sich bewusst für diesen nicht immer leicht umsetzbaren Ansatz entschieden, denn nur so könne sie etwas vom versteckten Zauber eines Moments erhaschen.
    „Die Frage nach der Authentizität meiner Art der Fotografie beschäftigt mich fortwährend“, sinniert Emily. „Ich möchte ein Stück der Wahrheit aufnehmen, damit die Menschen beim Betrachten der Fotos den Eindruck gewinnen, eine authentische Szene zu sehen. Und die Kunden sollen das Gefühl haben, dass sich ihre eigene Identität in den Bildern widerspiegelt. Aber selbstverständlich kann das Leben ziemlich hässlich sein. Viele alltägliche Momente sind alles andere als ästhetisch. Ich habe also gelernt, eine Balance zu finden, zwischen meinen eigenen Vorstellungen und den Wünschen meiner Kunden. Die Bilder müssen visuell ansprechend sein, so wie meine Kunden es wünschen, ohne dabei jedoch etwas vorzutäuschen, was nicht der Wahrheit entspricht. Letztlich müssen alle Fotografinnen und Fotografen für sich herausfinden, wie sie selbst ihre Rolle verstehen und ohne dabei eine vielleicht abweichende Haltung anderer Menschen abzuwerten.“



  • Emilys Werke zeugen von ihrer persönlichen Weltanschauung und ihrem Sinn für Ästhetik. Es überrascht daher nicht, dass sie zum Schluss noch einmal auf die Bedeutung von Gefühlen zu sprechen kommt.
    „Bei der Hochzeitsfotografie dreht sich fast alles um Emotionen. Umso wichtiger ist es, dass man sich als Hochzeitsfotografin oder -fotograf mit guten und freundlichen Menschen umgibt. Die sozialen Medien können eine Schlangengrube sein, besonders wenn man dort noch nicht so viel Erfahrung gesammelt hat“, findet Emily. „Allzu schnell kann hier der Eindruck entstehen, dass die eigene Arbeit nicht gut genug ist oder man unbedingt eine bestimmte Arbeitsweise verfolgen sollte. Das ist natürlich Unsinn, und deshalb rate ich dazu, sich mit anständigen Leuten zu umgeben, die dich und deine Arbeiten feiern und dir Zustimmung und Wertschätzung entgegenbringen.“
    Denke positiv!“, appelliert Emily. „Der Rest wird sich dann wie von selbst ergeben. Ich denke, wir sollten nicht nur auf das Bildergebnis fixiert sein, sondern uns an all dem Schönen erfreuen, das uns im Aufnahmeprozess begegnet.“