28.08.2023 Ines Thomsen

Von Mensch zu Mensch – Portraits mit Tiefgang

Ines Thomsen

Ines Thomsen ist eine österreichische Fotografin und wurde 1984 in Linz geboren. Seit einigen Jahren ist sie international tätig, um für ihre Kunden aus Werbung, Mode und freier Kunst das einzigartige, ungesehene und zugleich spektakuläre Bild zu suchen.
Dabei geht es ihr nicht nur um die Technik, sondern vielmehr um ein positives, zwischenmenschliches „Knistern“, welches zwischen ihr, ihren Motiven und Models entsteht. Aus diesem besonderen Spannungsfeld heraus gelingen ihr Bilder, welche die natürliche, ungekünstelte & oftmals nicht wahrgenommene tiefgreifende Schönheit eines Motives zum Ausdruck bringen. Ihr Motto:
Everything has its beauty, but not everyone can see.
Ihre Karriere hat Ines aus einem zutiefst persönlichen Grund begonnen: Einer Tumordiagnose im Alter von 23 Jahren. Die damalige Flugbegleiterin beschloss ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben und nur noch das zu tun, was ihr wirklich Spaß macht. Darum besuchte sie nach ihrer Genesung die Prager Fotoschule sowie internationale Workshops bei renommierten Fotografen wie dem Portraitguru Peter Hurley aus New York.
Zu ihren Spezialgebieten zählt neben der Portrait-, Beauty- Lifestyle- und Fashionfotografie die Arbeit mit Kindern, die sie als eine der Königsdisziplinen der Peoplefotografie bezeichnet. Denn wer es schafft, ein Kinderherz zu gewinnen, die Emotionen und die Freude festzuhalten, ist auch noch so fordernden Shootings gewachsen. Zuhören, Geduld, Verständnis, Spaß und höchste Ansprüche sind die Werte, welche die Zusammenarbeit mit Ines auszeichnen.

  • Die Portraitfotografie von Ines Thomsen geht über die reine visuelle Ästhetik hinaus. Mit ihrer FUJIFILM X-T5 blickt sie tief in die Seele ihrer Motive.

    Mehr als jedes andere Genre bietet die Portraitfotografie eine Gelegenheit zu zwischenmenschlichen Begegnungen. Wer einem anderen Menschen mit der Kamera in der Hand gegenüber tritt, sollte bereit sein, sich mit komplexen Persönlichkeiten auseinanderzusetzen.

    Im Alltag passiert es häufig, dass wir nur die Oberfläche eines anderen Menschen sehen. Wer sich wie Ines Thomsen aber Zeit für einen tiefergehenden Austausch nimmt, hat die Chance, gefühlvolle Einblicke in die Persönlichkeit zu erhalten. Für die Österreicherin ist die Portraitfotografie eine Berufung – der Schritt in den Beruf war für sie wie ein zweiter Geburtstag.


  • FUJIFILM X-T5 mit FUJINON XF33mmF1.4 R LM WR, 1/160 Sek., F2.5 und ISO 320
  • Erste Schritte in der Portraitfotografie

    „Als ich 23 war, wurde bei mir ein Hirntumor diagnostiziert“, erzählt Ines. „Ich wollte immer Fotografin werden, nicht unbedingt als Beruf, aber ich liebte es, Bilder zu machen. Ich hatte vor, mir eine richtige Kamera zu kaufen, wenn ich mehr Geld habe – doch von einem Tag auf den anderen war ungewiss, wie viel Zeit mir dafür überhaupt noch bleibt.“

    Ines hatte großes Glück. Die Operation verlief erfolgreich und sie bekam eine zweite Chance. „Zwei Jahre lang musste ich zu Hause bleiben, um mich zu erholen. Als ich fit genug war, um in die Stadt zu gehen, nahm mich meine Mutter mit in ein Kamerageschäft und kaufte mir meine erste Kamera. So hat alles angefangen – und seither habe ich auf nichts mehr gewartet.“

    Zwischenmenschliche Beziehungen

    Ines strahlt eine Begeisterung aus, die scheinbar grenzenlos ist. Sie hat offenbar ein angeborenes Talent dafür, mit Menschen in Kontakt zu treten. Die Fotografin selbst stellt ihre Begabung allerdings gerne infrage: Nicht das Glück der Geburt, sondern vielmehr das Handwerk und der Wille, sich immer weiter verbessern zu wollen, machen ihrer Ansicht nach eine gute Portraitfotografin oder einen guten Portraitfotografen aus.


  • FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF56mmF1.2 R APD, 1/250 Sek., F5.6 und ISO 200
  • „Mir ist es wichtig, vor der Portraitaufnahme eine angenehme Atmosphäre zu schaffen“, erläutert die Fotografin. „Mein Studio ist eher wie ein Wohnzimmer, mit einer Couch und viel natürlichem Licht. Dazu kommen Komplimente – keine Schöntuerei, sondern anerkennende Äußerungen, die dem Gegenüber wirklich etwas bedeuten. Lass die Leute wissen, was du an ihnen bewunderst. Wenn die Worte echt sind, dann bewirken sie tatsächlich etwas.“

    Ist das Eis einmal gebrochen, rät Ines dazu, nicht gleich mit dem Fotografieren anzufangen. „Nimm dir Zeit für ein Gespräch, um mehr über dein Gegenüber zu erfahren. Sobald jemand Gelegenheit hat, über die eigenen persönlichen Interessen zu sprechen, kannst du sehen, wie sich die Körperhaltung entspannt und der Gesichtsausdruck aufhellt.“

    Irgendwann ist dann der Moment da, in dem die Kamera zum Einsatz kommt. Während Ines die ersten Aufnahmen macht, kann die Person sitzen bleiben. „Wenn sie nicht bereits als Modell gearbeitet haben, wissen die meisten Menschen nicht, wie sie posieren oder was sie mit ihren Händen machen sollen. Ich erkläre deshalb alles, was ich gerade tue, wie ich das Licht und die Kamera einstelle. Wenn ich nicht aktiv fotografiere, vermeide ich es, das Objektiv auf die Leute zu richten.“

     

    Beleuchtung und Komposition


  • FUJIFILM X-T3 mit FUJINON XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR, 1/125 Sek., F2.8 und ISO 400
  • Die Portraits von Ines sind ein Spiegelbild ihrer einfühlsamen Herangehensweise. Ihr gelingt es, mit der Kamera unter die Oberfläche zu schauen und die unterschiedlichen Facetten einer Persönlichkeit einfach, schön und natürlich darzustellen. Ihre Markenzeichen sind ein enger Bildausschnitt und ein weiches, gleichmäßiges Licht.

    „Bei mir ist das Licht anfangs immer schmeichelhaft, niemals hart“, erklärt Ines ihr Vorgehen. „Eine weiche Ausleuchtung von vorne trägt dazu bei, dass sich die Person sicher fühlt. Wenn du gleich zu Beginn einen kühnen Look kreierst, läufst du Gefahr, von für Irritationen zu sorgen. Wenn das zu früh passiert, lässt sich verlorenes Vertrauen nur schwer wiederherstellen. Deshalb rat ich dazu, möglichst mit natürlichem Licht und einem weißen Diffusor vor dem Fenster oder einer Softbox zu beginnen.“

    Da die Persönlichkeit des Menschen im Mittelpunkt stehen soll, achtet Ines auf eine Umgebung frei von störenden Bildelementen. „Schöne Details können eine harmonische Komposition vollenden, aber in der Portraitfotografie sollten sie nicht von der Person ablenken“, erklärt Ines, die noch einen weiteren Ratschlag für den Auftakt einer Portraitsession gibt: „Eine andere Herangehensweise ist, die Person zu bitten, ein Selfie von sich zu machen. Wenn ich dieses Selbstportrait sehe, kenne ich die Lieblingsseite meines Gegenübers und weiß, aus welcher Perspektive sie oder er sich gerne sieht. Daran kann ich bei der Wahl des Bildaufbaus und der Beleuchtung anknüpfen.“

  • Die Wahl von Kamera und Objektiv


  • FUJIFILM X-T4 mit FUJINON XF56mmF1.2 R APD, 1/160 Sek., F4.5 und ISO 200
  • Mit Blick auf die perfekte Ausrüstung für die Portraitfotografie hat Ines eine einfache Philosophie: Abgesehen von den praktischen Vorteilen einer kompakten Systemkamera setzt sie auf die hohe 40-Megapixel-Auflösung und die kamerainternen Filmsimulationen der FUJIFILM X-T5.

    Viele Fotografinnen und Fotografen setzen bei Portraits auf Blitzlichter und Lampen, um aufwendige Looks zu kreieren und die volle Kontrolle über das Motiv zu erlangen. Auch Ines arbeitet häufig mit Kunstlicht, dessen Vorteile sie schätzt, das für sie aber keine Voraussetzung für ein gelungenes Portrait ist.

    „Wenn es dein Job ist, andere Personen unter allen Umständen ins beste Licht zu rücken, stößt du mit natürlichem Tageslicht irgendwann an Grenzen. Künstliches Licht ist dann das Mittel der Wahl. Wenn du aber ein Gefühl für das Licht und die Beleuchtung entwickelt hast, dann kannst du bei alltäglichen Portraits eigentlich immer mit dem vorhandenen Licht arbeiten.“

    „Ich nehme Bilder immer so auf, wie sie später aussehen sollen“, sagt Ines. „Ein Foto, das als Schwarz-Weiß-Bild gedacht ist, würde ich in Farbe vielleicht ganz anders fotografieren. Außerdem möchte ich meinen Kundinnen und Kunden die Fotos direkt nach der Aufnahme so präsentieren, wie ich mir das fertige Bild vorstelle. Für Schwarz-Weiß-Bilder ist meine erste Wahl daher die Filmsimulation ACROS+Y, die den Look des gleichnamigen Analogfilms plus eines kontrastverstärkenden Gelbfilters imitiert. Bei Farbaufnahmen bevorzuge ich CLASSIC CHROME.“

  • „Außerdem schätze ich an der X-T5, dass sie mich in meinem Schaffensprozess bestärkt und selbstsicher agieren lässt. Es ist nicht meine Art, wild drauflos zu fotografieren und darauf zu hoffen, dass eines der Bilder schon gut sein wird. Sicherlich könnte ich mit der X-T5 auch das tun, aber ich schätze diese Kamera vielmehr dafür, dass sie mich darin unterstützt, alle Einstellungen ganz bewusst vorzunehmen.“

    Da die X Serie eine große Auswahl an vorzüglichen Portraitobjektiven bietet, hat Ines meist zwei Objektive im Einsatz. „Mein bevorzugtes Portraitobjektiv ist das FUJINON XF56mmF1.2 R APD, das zwar schon etwas älter ist, in das ich aber so verliebt bin, dass ich nie über etwas Neueres nachgedacht habe. Irgendwann fiel mit dann mal ein FUJINON XF33mmF1.4 R LM WR in die Hände und das war eine weitere Offenbarung – der Autofokus ist schnell und die Bildqualität einfach atemberaubend. Heute arbeite ich daher mit beiden Objektiven.“


  • FUJIFILM X-T4 mit FUJINON XF56mmF1.2 R APD, 1/200 Sek., F5.6 und ISO 200
  • Der letzte Ratschlag von Ines betrifft – typisch für sie – die Menschen in ihrem Umfeld. Ein respektvoller Umgang im Team ist ihr extrem wichtig. Auch wenn Ines häufig allein arbeitet, ist sie wie alle erfolgreichen Fotografinnen und Fotografen auf das Wissen und die Hilfe anderer angewiesen.

    „Die Kooperation mit anderen Kreativen kann sehr bereichernd sein“, schwärmt die Fotografin, die mit zwei Profis zusammenarbeitet, die sie bei der Bildbearbeitung und beim Make-up unterstützen. „Ich könnte beides auch selbst, aber ich bin einfach nicht gut darin. Die Gesamtqualität der Fotos wäre nicht dieselbe, wenn ich diese Jobs übernehmen würde. Daher mein Tipp: Frage dich, was deine absolute Leidenschaft ist. Und dann verschwende keine Zeit auf etwas anderes als die Verwirklichung deines Traums.“


  • FUJIFILM X-T3 mit FUJINON XF56mmF1.2 R APD, 1/250 Sek., F1.2 und ISO 200