• Außerhalb des Trubels der Großstädte stelle die Street-Fotografie eine besondere Herausforderung dar – aber sie lohne sich trotzdem, meint Brian Lloyd Duckett. Er verrät sein Geheimnis, wie man überall faszinierende Fotos schießt. Man mag vielleicht denken, dass Bilder nur so fesselnd sein können wie das abgebildete Motiv, aber in Wahrheit schränkt diese Ansicht die Fähigkeiten eines Fotografen ein. Eine Kamera stellt die Grenze dar, an der Intention und Möglichkeit aufeinandertreffen. Obwohl nicht immer im gleichen Maße vorhanden, befinden sich diese beiden Aspekte der Fotografie in einem ständigen Gleichgewicht. Mehr als in vielen anderen Genres wird bei der Street-Fotografie ein bestimmtes Szenario erwartet. Stelle dir etwa hoch aufragende Großstadtgebäude vor, zwischen denen sich ein kontinuierlicher Strom von Fußgängern bewegt. Mit anderen Worten: Großstadtleben.
    Dieses Gefühl kennt der erfahrene Profi Brian Lloyd Duckett nur zu gut. Aber er beharrt darauf, dass in unserer Umgebung immer bewegende Alltagsmomente zu entdecken sind, überall. Besser noch: Er weiß, wie man sie findet.

    „Ich akzeptiere voll und ganz, dass die Street-Fotografie in Kleinstädten schwieriger ist. Das ist eine Tatsache“, beginnt Brian. „Ich akzeptiere voll und ganz, dass die Street-Fotografie in Kleinstädten schwieriger ist. Das ist eine Tatsache“, beginnt Brian. „Zunächst mangelt es an bestimmten Motiven. Man lässt sich daher leicht dazu verleiten, banale Szenen einzufangen, wie etwa einen Mann, der mit seinem Hund die Straße überquert, oder einen Straßenmusiker, der Trompete spielt. „Außerdem bereitet das Fotografieren in einer Kleinstadt oft mehr Unbehagen. Die Einstellung der Menschen ist in der Regel weniger kosmopolitisch und Fotografen sind dort eher selten anzutreffen. Dadurch bekommen wir das Gefühl, stärker aufzufallen, als es tatsächlich der Fall ist.“

    Wir kennen also die Einschränkungen und wissen auch, dass sie in keinem Zusammenhang mit deiner kreativen Kompetenz stehen. Wie können sie überwunden werden? Ein wichtiger Schritt bestehe darin, die eigene Vision neu zu formulieren, so Brian. „Wir müssen unsere Möglichkeiten realistisch sehen“, sagt er. „Man sollte nicht erwarten, an jeder Ecke auf Motive zu stoßen, die mit Winogrand vergleichbar sind, denn sie werden nicht dort sein. Konzentriere dich stattdessen auf die Art von Street-Fotografie, die mit Licht, Form oder Farbe arbeitet. Rücke die Ästhetik stärker in den Vordergrund, denn genau diese Motive sind fast überall zu finden. „Du kannst auch den interessanten Bereich erkunden, in dem sich Street-Fotografie und Dokumentation treffen“, fährt Brian fort. „Schau dir beispielsweise die großartigen Arbeiten des amerikanischen Streetfotografen Mark Cohen in der Kleinstadt Wilkes-Barre, Pennsylvania, an. Cohen wurde dort geboren und hat den größten Teil seines Werks dort geschaffen.“ Lokale Veranstaltungen passen perfekt zu Brians Vorstellungen. Selbst in kleinen Gemeinden kann es zu überraschenden Begegnungen kommen – und zu umfangreichen fotografischen Möglichkeiten.
    „Besuche Märkte, Shows, Ausstellungen, Dorffeste, Festivals, lokale Protestveranstaltungen“, sagt er. „In den meisten kleineren Städten finden das ganze Jahr über Veranstaltungen statt, auf denen du spontan fotografieren kannst oder die dir als Ausgangspunkt für ein Projekt dienen können.“

    Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung weiß er auch, wie wichtig es ist, das Hier und Jetzt zu nutzen. Bei der Street-Fotografie geht es um einen flüchtigen Augenblick. Wenn die Jahre vergehen wird das leicht romantisiert. Tatsache ist, dass Einblicke in die Geschichte durch die Bilder anderer etwas Besonderes sind. Aber dies wird, mit dem wachsenden zeitlichen Abstand, auch bei deinen eigenen Bildern so sein. „Ich habe die Idee, Geschichte zu schreiben, bereits am Beispiel von Joel Meyerowitz diskutiert“, überlegt Brian. „Wir alle wären gerne mit den großartigen Straßenszenen im Rom der fünfziger Jahre, im New York der sechziger Jahre oder im Tokio der achtziger Jahre gesegnet – aber wir sind es nicht. Unsere Bilder tragen jedoch zur fotografischen Weltgeschichte bei, selbst wenn die Szenen heute gewöhnlich erscheinen. Für mich persönlich steht fest, dass es absolut sinnlos ist, die großartige Arbeit von vor 50 Jahren zu wiederholen. Warum sollte man versuchen, ein längst vergangenes Gespräch fortzusetzen?“ Ob Street-Fotografie in Metropolen oder in einer kleinen Stadt, das Unbehagen beim Fotografieren in der Öffentlichkeit nimmt mit der Zeit ab. Es liegt in der menschlichen Natur, sich an fast jede neue Erfahrung anzupassen. Brian hat jedoch einige Möglichkeiten entdeckt, diesen Prozess zu beschleunigen.

    „Erwäge, dich bekannt zu machen“, sagt er. „Verstecke dich nicht. Sei offen und selbstbewusst bei dem, was du tust. Verschaffe dir vielleicht sogar so etwas wie eine gewisse Reputation, falls dies das richtige Wort ist. Wenn Menschen Interesse an dem zeigen, was du tust, sei offen, entspannt und freundlich. Extrem verdecktes Fotografieren kann seltsam wirken, also verstecke dich nicht hinter der Kamera. Begrüße die Menschen, lächele sie an und plaudere mit ihnen über das, was du gerade tust. Glaube mir: Jeder, der diesen Ansatz verfolgt, wird deutlich positivere und angenehme Erfahrungen machen.“ Die Wahl der Kamera und des Objektivs ist nicht nur aus Gründen der Bildqualität und technischen Möglichkeiten entscheidend. Die gesamte X Serie ist auf Kompaktheit ausgelegt, aber einige ausgewählte Gehäuse und Objektive eignen sich besonders für den Einsatz auf der Straße. Brian betrachtet die FUJIFILM X100V mit festem Objektiv als die optimale Wahl für alle, denen es unangenehm ist, zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.

    „Man will nicht wie ein typischer Fotograf aussehen. Mit einer unauffälligen Ausrüstung sieht man eher wie ein Tourist aus und erregt weniger Aufsehen. Wenn ich mit meiner FUJIFILM X100V arbeite, falle ich überhaupt nicht auf.“ Brian gibt uns noch einen weisen Rat mit auf den Weg. Er betont nochmals, wie wichtig es ist, Zeit und Mühe in die Street-Fotografie zu investieren, auch außerhalb der idealen Umgebung.
    „Rede es dir nicht selbst aus“, sagt er abschließend. „Es gibt so viele Kreative, die damit gut zurechtkommen. Es gibt also keinen Grund, warum es nicht auch für dich funktionieren sollte. Geh hinaus, probiere diese Techniken aus und du wirst feststellen, dass großartige Street-Fotografie überall möglich ist.“


  • FUJIFILM X-T30 und FUJINON XF56mmF1.2 R, 1/80 Sek. bei F1.2, ISO 2000


    FUJIFILM X-T30 und FUJINON XF56mmF1.2 R, 1/480 Sek. bei F1.2, ISO 4000


    FUJIFILM X100V, 1/200 Sek. bei F11, ISO 200


    FUJIFILM X100V, 1/1100 Sek. bei F4, ISO 400


    FUJIFILM X-E4 und FUJINON XF56mmF1.2 R, 1/30 Sek. bei F1.2,  200