16.01.2024

Harmonie in Grau: Die künstlerische Kraft der Schwarz-Weiß-Fotografie

  • Stadt- und Landschaftsbilder, die ein Gefühl der Gelassenheit und Zeitlosigkeit ausstrahlen – das kennzeichnet die Schwarz-Weiß-Fotografien von Silvia Grimpe. Hier enthüllt die Fotografin aus Hamburg ihre besten Tipps zu Belichtung, Komposition, Motivwahl und Ausrüstung.
     

    Von Schwarz-Weiß-Bildern geht eine bleibende Faszination aus. Sie erinnern an die Anfänge der Fotografie vor mehr als 175 Jahren und vermitteln eine Qualität, die immer modern und stilvoll erscheint. Der Verzicht auf jegliche Farbe offenbart das Wesentliche eines Moments, den Kern einer Geschichte, die nur darauf wartet, erzählt zu werden.
     

    Die Kunstwerke der Hamburgerin Silvia Grimpe zeigen minimalistisch komponierte Stadt- und Naturlandschaften. Gekonnt verknüpft die Fotografin die unterschiedlichen Graustufen mit langen Belichtungszeiten, um eine traumhafte Atmosphäre zu schaffen. Das Hauptmotiv hebt sich klar und deutlich von der weichgezeichneten Umgebung ab.

  • Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 120 s, F20 und ISO 200
    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 120 s, F20 und ISO 200
  • „Die Leidenschaft für die Fotografie packte mich 2010, als ich meine erste Spiegelreflexkamera kaufte“, erzählt Silvia. „Vor sechs Jahren bin ich dann zur FUJIFILM X Serie gewechselt, und das Fotofieber hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.“ Ihre Bilder vermarktet Silvia unter dem Pseudonym „Silly Photography“ und ihr unverwechselbarer persönlicher Stil, für den sie international ausgezeichnet wurde, ist im Laufe der Jahre zu ihrem Markenzeichen geworden. Im Gespräch blickt sie auf ihre anfängliche Motivation zurück und beschreibt ihre Faszination für eine Welt in Schwarz-Weiß.
     

    „Die Fotografie erlaubt mir, die Welt aus meiner Sicht zu präsentieren. Die Fotos spiegeln meine persönliche Sichtweise der Momente wider, die für mich immer einzigartig sein werden“, sagt Silvia. „Ich liebe es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um den perfekten Moment im Bild festzuhalten – am liebsten als Langzeitbelichtung.“ Die Entscheidung für Schwarz-Weiß sei naheliegend gewesen, so Silvia, denn Schwarz-Weiß-Fotos anderer Fotografinnen und Fotografen waren das Einzige, was sie sich zu Hause an die Wand gehängt habe.

  • Fotos © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 2,5 s, F16 und ISO 200Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 2,5 s, F16 und ISO 200
  • FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 30 s, F13 und ISO 200Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 30 s, F13 und ISO 200
  • Geeignete Motive für die Schwarz-Weiß-Fotografie

    Fast jedes Sujet lässt sich in Schwarz-Weiß fotografieren, allerdings eignen sich manche Motive aus ästhetischen Gründen besser als andere. Ausgehend von ihrer Vorliebe für die Landschafts- und Reisefotografie hat Silvia aber einige Tipps, die sich auch auf andere fotografische Genres wie Architektur, Porträt oder Reportage anwenden lassen.
     

    „Ich mag minimalistische Bilder, die Ruhe und Harmonie ausstrahlen. Indem ich unerwünschte Elemente aus dem Bild verbanne, kann ich den Blick auf das meiner Ansicht nach Wesentliche einer Szene lenken“, erklärt die Fotografin. „Dieser Auswahlprozess beginnt mit der Entscheidung für ein bestimmtes Thema oder eine konkrete Bildaussage. Ich versuche dann, jedwede Ablenkung davon auszuschließen. Das ist die wichtigste Regel.“.

    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XC50-230mmF4.5-6.7 OIS II, 240 s, F14 und ISO 200
    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XC50-230mmF4.5-6.7 OIS II, 240 s, F14 und ISO 200

    Wenn Silvia eine in sich geschlossene Szene gefunden hat, die sie interessiert, beginnt sie mit der Komposition des Bildes. „Negativer Raum, also die Bereiche, die nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, helfen mir, einen ausgewogenen Bildaufbau zu erreichen. Ich habe daher fast immer große, leere Bereiche in meinen Bildern, aus denen das Hauptmotiv klar und deutlich hervorsticht. Dieser intensive Kontrast zwischen dem, was da ist, und dem, was nicht zugegen ist, wirkt sich positiv auf das Gesamtbild aus.“

  • Langzeitbelichtungen sind eine Möglichkeit, negativen Raum zu schaffen. Mithilfe langer Verschlusszeiten werden die Details nicht-statischer Bildelemente, wie Wasseroberflächen oder Wolken am Himmel, samtweich wiedergegeben.
     

    Silvia legt den finalen Bildausschnitt am liebsten direkt bei der Aufnahme fest, was ihr das Finden der bestmöglichen Komposition erleichtert. „Ich habe das Gefühl, dass diese Präzision zum Zeitpunkt der Aufnahme mich dabei unterstützt, bessere Bilder zu machen. Die Funktionen der FUJIFILM X-T5 helfen beim Festlegen der korrekten Kameraposition“, so die Fotografin.
     

    „Hilfreich ist vor allem die Möglichkeit, das Bildformat direkt in der Kamera zu wählen, da ich so den Ausschnitt ganz nach meinen Vorstellungen gestalten kann. Je nach Motiv entscheide ich mich für ein Seitenverhältnis von 3:2, 16:9 oder 1:1.“

  • Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T5 mit FUJINON XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS, 120 s, F20 und ISO 125
    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T5 mit FUJINON XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS, 120 s, F20 und ISO 125
  • Schwarz-Weiß-Fotos korrekt belichten

    Silvia macht sich den Funktionsumfang der X-T5 nicht nur bei der Bildkomposition zunutze. Auch beim Ermitteln der perfekten Belichtung vertraut sie auf die FUJIFILM-Kamera. Im Vergleich zur Farbfotografie muss sie sich bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen zwar mit weniger Parametern auseinandersetzen, aber um den Kontrastumfang optimal aufzunehmen, ist häufig Fingerspitzengefühl gefragt.

  • „Ich belichte immer nach dem Histogramm und nicht nach der Bildvorschau“, verrät Silvia. „Es ist wichtig, dass kein Bildbestandteil außerhalb des normalen Belichtungsbereichs liegt. Das sRGB-Histogramm, das ich auf dem LCD-Monitor anzeigen lassen kann, ist hier sehr hilfreich.“
     

    Um bei der Aufnahme das Histogramm bei einer Kamera der FUJIFILM X Serie einzublenden, drücke die MENU/OK-Taste, navigiere zum Menü DISPLAY EINSTELLUNG, dann zu DISPLAY EINSTELL. im Setupmenü und stelle sicher, dass HISTOGRAMM ausgewählt ist. Alternativ kannst du im Aufnahmemodus zweimal auf DISP/BACK drücken. Auf dem LCD-Monitor werden jetzt ein Histogramm und weitere Aufnahmeparameter angezeigt.
     

    Für eine Langzeitbelichtung stelle vor dem Auslösen die Belichtungszeit auf T (Time) ein, um die Verschlusszeit – 1 s bis 60 min – mit dem hinteren Einstellrad zu wählen. Im T-Modus schaltet die Kamera während der Belichtung die Echtzeit-Vorschau auf dem LCD-Monitor ab und blendet stattdessen einen Countdown-Timer ein – eine Funktion der X Serie, die Silvia sehr schätzt. „Der Belichtungscountdown ist gerade bei sehr langen Verschlusszeiten nützlich, da ich so genau weiß, wann ich die Kamera wieder berühren kann.“

  • Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T5 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 120 s, F14 und ISO 125
    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T5 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 120 s, F14 und ISO 125
  • Schwarz-Weiß-Look ganz einfach

    Wer möglichst wenig Zeit mit der Nachbearbeitung der Bilder am Computer verbringen will, sollte sich die Filmsimulationen der FUJIFILM X Serie ansehen. Die Kameras bieten eine Reihe von Schwarz-Weiß-Modi, mit denen sich die Tonwertverteilung sowie die Detailwiedergabe in Lichtern und Schatten steuern lässt. In der Vorschau im Sucher oder auf dem LCD-Monitor lässt sich das spätere Bildergebnis genau vorhersehen – angefangen vom Seitenverhältnis bis zur Wiedergabe von Helligkeit und Kontrast.

  • Die SCHWARZWEISS-Filmsimulation gibt die Motivszene in neutralen Schwarz-Weiß-Tönen wieder, die einer monochromen Version der PROVIA/STANDARD-Filmsimulation entsprechen. Dieser Modus eignet sich für zahlreiche Motive und bietet viel Spielraum für die individuelle Nachbearbeitung.
     

    Die ACROS-Filmsimulation wiederum ist die ideale Wahl, um ein ausdrucksvolles Schwarz-Weiß-Bild direkt in der Kamera zu erzeugen. Filmkorn, Schärfe und Kontrast sorgen für eine eindrückliche Motivwiedergabe. Beide Simulationen lassen sich mit Gelb-, Rot- und Grün-Filtereffekten kombinieren, die klassischen Filtervorsätzen nachempfunden sind, die vor das Objektiv geschraubt werden, um den Kontrast zu verstärken oder attraktive Hauttöne zu erzielen.
     

    Die unterschiedlichen Effekte der Filmsimulationen werden in der Bildvorschau angezeigt, aber nur auf JPEG-Dateien angewendet. Aufnahmen im RAW-Format lassen sich wie gehabt entwickeln und im Nachhinein mit einer passenden Filmsimulation versehen oder ganz nach individuellen Vorlieben bearbeiten.

  • Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 60 s, F11 und ISO 200
    Foto © Silvia Grimpe, 2023 | FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF10-24mmF4 R OIS, 60 s, F11 und ISO 200
  • Silvia greift bei der Bildbearbeitung gerne auf Voreinstellungen zurück, um ihre Aufnahmen schnell in imposante Schwarz-Weiß-Bilder umzuwandeln. „Die Bild-Looks sind unkompliziert und sparen Zeit, allein deswegen lohnt es sich, die unterschiedlichen Einstellungen näher zu erkunden“, rät sie. „Ich selbst werde aber immer noch einige zusätzliche Anpassungen vornehmen, um dem Motiv den letzten Schliff zu geben.“
     

    Mit ihrem Fokus auf einen minimalistischen Bildaufbau und zeitlose Schwarz-Weiß-Bilder ermutigt Silvia alle Fotografinnen und Fotografen, ihren eigenen Weg zu gehen. Wichtiger als ein individueller Stil und eine ausgeklügelte Bildbearbeitung sei zunächst, den ersten Schritt zu machen und im richtigen Moment mit der Kamera vor Ort zu sein, sagt Silvia abschließend: „Meine Fotos strahlen durch die lange Belichtungszeit eine wunderbare Ruhe aus. Worauf es ankommt, ist die persönliche Sichtweise. Das Schöne an der Fotografie ist das Privileg, einen besonderen Moment für immer festhalten zu können, ein Stück eingefrorene Zeit zu schaffen.“
     

    Mehr Infos zur professionellen Fotografie finden Sie übrigens in unserem FUJI-Ratgeber-Bereich.