20.07.2023

Kreative Freiheit: Joseph Eriksson über seinen Filmdreh mit der FUJIFILM X H2S

Zurück von einer Kurzfilmproduktion schwärmt Filmemacher Joseph Eriksson von den Fähigkeiten der FUJIFILM X-H2S. Hier berichtet er, wie sich mit der Kamera kleine und große Geschichten erzählen lassen.

Im Gegensatz zur Fotografie erscheinen Filmproduktionen unnahbar. Nicht selten stehen hinter erfolgreichen Kinofilmen riesige Budgets in Millionenhöhe für berühmte Schauspielerinnen und Schauspieler, aufwendige Beleuchtung und einen Haufen spezielles Filmequipment. Dabei gerät allzu in Vergessenheit, dass es noch einen anderen Bereich für Filmschaffende gibt, in dem vor allem Einfallsreichtum und Kunstfertigkeit gefragt sind. Jeden Tag produzieren Kreative wie Joseph Eriksson filmische Meisterwerke – und das zu einem Bruchteil der Kosten durchschnittlicher Kinoproduktionen. Mit ihren Werken beweisen sie immer wieder aufs Neue, wie sich mit Kreativität und Begeisterung sämtliche Hürden überwinden lassen. „Ich glaube, ich hatte Glück“, erzählt Joseph. „Mein Vater war Filmemacher und so gab es immer Filmkameras im Haus, als ich jung war. Ich habe öfter damit herumgespielt. Aber mein Vater sagte immer, das Business sei ihm zu hart, und wechselte nach ein paar Jahren den Job.“ „Seine Worte hatte ich natürlich im Hinterkopf, was mich aber nicht abhielt, zusammen mit meinen Cousins und Brüdern aus Spaß weiter Kurzfilme zu drehen. Nachdem ich dann als Jugendlicher längere Zeit keine eigenen Filme gedreht hatte, entwickelte ich später doch wieder den Wunsch, eigene Filme zu schaffen. Ein Freund von mir hatte eine digitale Spiegelreflexkamera, ich rief ihn an und sagte: ,Lass uns einen Film machen.‘ Wir haben uns getroffen, den Vormittag geplant, am Nachmittag gefilmt und am Abend geschnitten. Innerhalb von 24 Stunden war der Film fertig.“

Das Ganze blieb zunächst eine Leidenschaft. Doch nachdem Joseph, der inzwischen ja erwachsen war, ein paar weitere Filmprojekte umgesetzt hatte, beschloss er, sein Hobby zum Beruf zu machen. Der Zeitpunkt war gut gewählt, und mit viel Hingabe zum Filmhandwerk fand Joseph bald professionelle Abnehmer für seine Werke. Anfangs waren es überwiegend Videos für kleinere Kunden aus der Modebranche, aber schon bald drehte er auch Werbefilme für weltbekannte Marken. „Das Video-Business hat sich damals rasant verändert“, sagt Joseph zurückblickend. „Die Videofunktionen der DSLR-Kameras wurden immer umfangreicher und die Schnittprogramme waren leichter verfügbar. Viele Kunden nahmen praktisch jede Art von Bewegtbild, einfach weil die Kosten für sie plötzlich erschwinglich waren. Außerdem begann gerade die Social-Media-Ära, und jeder wollte aus der Masse herausstechen.“ Nach zahllosen kommerziellen Videoproduktionen kehrte Joseph für sein jüngstes Projekt – entstanden in Zusammenarbeit mit Fujifilm – zurück zu seinen Wurzeln. Er erhielt eine FUJIFILM X-H2S und den Auftrag, neben seiner eigentlichen Arbeit als Kameramann ein Drehbuch für einen kurzen Spielfilm zu schreiben sowie bei der anschließenden Umsetzung des Projekts Regie zu führen. „Das ist ein außergewöhnlicher Job für mich“, sagt Joseph. „Als ich mit dem Team von Fujifilm zusammensaß, waren sie sehr offen für meine Ideen. Ich hatte bereits viel sehr inspirierendes Material von anderen Kreativen gesichtet und wusste, dass wir auch mit minimalen Mitteln einen großartigen Film drehen können. Mir schwebte eine Komödie vor, die ich aber nicht in der für dieses Genre typischen Bildsprache umsetzen wollte.“

Video 2023 © Joseph Eriksson | FUJIFILM X-H2S

Joseph nahm die Herausforderung also an und war bereit, mit minimaler Ausrüstung bis an die Grenzen des Machbaren. Während er die X-H2S ansonsten nahtlos in seine Highend-Produktionen integriert hätte, setzte er bei dieser Produktion nichts weiter als einen kleinen Kamera-Cage, einen Fünf-Zoll-Monitor und ein Gimbal zur Stabilisierung ein. „Klar war, dass ich mir mit der X-H2S um die Bildqualität des Films keine Sorgen machen müsste – ihr großartiger Sensor sorgt einfach für eine unglaublich schöne Farbwiedergabe. Ich konzentrierte mich daher von Anfang an darauf, wie ich die kompakte Bauweise dieser Kamera zum Vorteil für den Film nutzen könnte. Es passiert schließlich nicht oft, dass ich am Set derart flexibel agieren kann“, erklärt Joseph. Mit der handlichen und leichten Systemkamera konnte sich der Filmemacher frei bewegen. Die Kamera schenkte Joseph wertvolle Produktionszeit. „Schnelle Perspektivwechsel, jede denkbare Perspektive – all das lässt sich mit der X-H2S viel effizienter umsetzen als mit größeren Systemen. Selbst die kleinste Kinokamera ist schwerer und verbraucht mehr Energie, außerdem brauchst du eine ganze Crew, um überhaupt damit arbeiten können“, sagt Joseph und ergänzt, dass auch Perspektiv- und Szenenwechsel mit der kompakten Systemkamera deutlich weniger aufwendig seien, sodass er während der Produktion viel schneller agieren konnte. „Wir haben die X-H2S einfach auf einem Gimbal eingesetzt, den ich mit einer Hand gehalten habe. Der Autofokus arbeitet so zuverlässig, dass wir keinen größeren Monitor und erst recht keinen Fokuszieher benötigten. Es ist großartig, auf diese einfache Weise einen echten Kino-Look erzielen zu können.“

Video 2023 © Joseph Eriksson | FUJIFILM X-H2S

Da die X-H2S eine Vielzahl von Videofunktionen – etwa die 6,2K/30p-Aufnahme, den Apple ProRes Codec und 4K/120p-Zeitlupen – an Bord hat, konnte Joseph die Einstellungen ganz bewusst wählen. „Wir haben den Film im CinemaScope-Format mit einem Seitenverhältnis von etwa 21:9 gedreht und uns deshalb für eine Aufnahme in 4K-Qualität entschieden. Die höhere 6,2K-Auflösung nutze ich gerne für Videoproduktionen im Fashion-Bereich, bei denen wir die Bilder später auf unterschiedliche Formate beschnitten abliefern müssen. In diesem Fall waren wir aber von vornherein auf das Superbreitbildformat festgelegt, sodass uns 4K genügend Spielraum bot, um den gewünschten Bildausschnitt zu erreichen.“ In den Innenräumen hat Joseph ausschließlich mit F-Log2 gedreht, weil diese Einstellung ihm bei den Gegenlichtaufnahmen in Richtung Fenster mehr Dynamikumfang garantierte. Bei den Außenszenen, wenn der Hauptdarsteller draußen läuft oder mit dem Rad durch die Stadt fährt, filmte er hingegen mit F-Log1, weil dieses Format eine schnellere Auslese-geschwindigkeit des Sensors ermöglicht. Dass er so flexibel bei den Einstellungen sein konnte, hat sich für den Filmemacher ausgezahlt: „Es gibt eine Outdoor-Szene im Film, bei der wir einen Reißschwenk einsetzten. Als wir uns die Einstellung später Frame für Frame am Rechner ansahen, waren wirklich alle vertikalen Linien perfekt gerade. Die Bewegung wurde so schnell und klar erfasst wie mit einem Global-Shutter-Sensor.“

Video 2023 © Joseph Eriksson | FUJIFILM X-H2S

Bei der Bildgestaltung spielen die Objektive eine ebenso große Rolle wie die Kamera. Joseph machte zunächst einige Versuche mit den Cine-Objektiven von Fujinon, entschied sich dann jedoch für den Einsatz der noch kompakteren XF-Objektive. „Das FUJINON MKX5050-135mmT2.9 ist ein unglaublich spannendes Cine-Objektiv. Bei nächster Gelegenheit will ich unbedingt ein ganzes Projekt mit der MKX-Serie filmen. Die Bildqualität dieser Optiken ist großartig. Obwohl es dafür viel Glas braucht, sind die Objektive überraschend leicht und handlich.“ Bei dem aktuellen Projekt spielte aber das FUJINON XF33mmF1.4 R LM WR in puncto Optik die Hauptrolle. „Dieses Objektiv produziert ein sensationelles Bild. Ich arbeite bei meinen Fashion-Videos häufig mit Weitwinkel-Objektiven, die für dieses Genre ideal sind. Für den typischen Kino-Look finde ich jedoch eine Standard-Brennweite mit 50-mm-KB-Äquivalent passender. Für einen etwas größeren Bildausschnitt nutzten wir das XF30mmF2.8 R LM WR Makro, und für Detailaufnahmen der Augen oder Finger kam das XF60mmF2.4 R Makro zum Einsatz“, erläutert Joseph seine Objektivwahl.

Video 2023 © Joseph Eriksson | FUJIFILM X-H2S

Dem Filmemacher ist es wichtig zu betonen, dass die Entscheidung für einen minimalen Technikeinsatz keine Einschränkung, sondern vielmehr eine großartige Gelegenheit und Chance darstellt – und zwar zu jedem Zeitpunkt in einer Karriere. „Manchmal macht es richtig Spaß, den technischen Aufwand bewusst gering zu halten. Du fühlst dich dann freier, kreativer und kannst dich stärker vom Moment inspirieren lassen“, verrät Joseph. Er rät zudem dazu, auf den Einsatz großer Lichttechnik und einer aufwendigen Ausleuchtung mit Kunstlicht zu verzichten. Mit einer Kamera wie der X-H2S ließen sich auch nur mit natürlichem Licht schon sehr stimmungsvolle und attraktive Bilder aufnehmen. „Mit dem Potenzial der X-H2S in der Hinterhand und ohne die Notwendigkeit einer umfangreichen Ausrüstung kommt es bei einem Film viel mehr auf die Planung, ein gutes Drehbuch und eine sorgfältige Vorbereitung der Produktion an“, erläutert Joseph. „Die Kamera ist da, sie erledigt den Job, also kannst du dich ganz auf deine Ideen konzentrieren. Überlege dir, was du gerne sehen und welche Story dir Spaß machen würde.“

Video 2023 © Joseph Eriksson | FUJIFILM X-H2S

Zum Schluss hat Joseph noch einen Ratschlag, der auf seiner eigenen Erfahrung beruht: „Du musst anfangen, eigene Filme zu drehen. Nur so kannst du als Filmemacherin oder Filmemacher wachsen.“ Der Schlüssel dazu sei, andere Menschen mit ähnlichen Interessen zu finden und die eigenen Ideen mit ihnen zu teilen und gemeinsam weiterzuentwickeln, so Joseph: „Viele der weltberühmten Regisseurinnen und Regisseure begannen ohne Budget. Sie hatten schlichtweg einen enormen Schaffensdrang. Deshalb fang einfach an, egal was daraus wird. Viel Spaß bei dieser kreativen Reise!“

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