28.11.2023

Davide Bergamini: Mehrfachbelichtungen in der Straßenfotografie

  • Davide Bergamini hat einen besonderen Stil der urbanen Straßenfotografie entwickelt. Hier erklärt er, wie ihm mit seiner FUJIFILM X100F einzigartige Mehrfachbelichtungen gelingen.

    Eine pulsierende Großstadt ist eine endlose Quelle der Inspiration. Ein Schmelztiegel der Kulturen und Völker, quirlig und temperamentvoll. Ein kreativer Mix aus Straßen und Gebäuden, die den perfekten Hintergrund für die Straßenfotografie bilden. Wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, kann in der Stadt fotografisch aus dem Vollen schöpfen und großartige Kunstwerke erschaffen.

    Für Davide Bergamini haben Städte schon immer eine magische Anziehungskraft gehabt. Lange bevor er mit dem Fotografieren begann, hat ihn der urbane Raum in den Bann gezogen. „Ich liebe die Stadt, und ich liebe es hier zu leben“, sagt er. „Aus Interesse am Umgang mit der Kamera habe ich irgendwann einmal einen Fotokurs belegt. Das Fotografieren hat mir auf Anhieb gefallen und seither ist die Kamera eine treue Begleiterin geworden. Auf der Straße kannst du alles fotografieren. Das ist fantastisch! Selbst wenn du zu Hause bist, kannst du vom Fenster aus tausend Bilder von der Straße draußen machen – und du wirst unweigerlich eine Geschichte erzählen.“

    Davide folgte seiner kreativen Intuition und fand schließlich seine Leidenschaft für die Technik der Doppel- oder Mehrfachbelichtung. Das Ganze war ein Prozess und sein besonderer Stil hat sich nach und nach entwickelt. Lass dich von seinen Erfahrungen inspirieren und entdecke deine persönliche Vision.


  • Foto © Davide Bergamini, 2023 | FUJIFILM X100F bei 1/750 s, F7.1 und ISO 400
  • So funktionieren Doppelbelichtungen

    „Um ein Bild aus zwei oder mehr Belichtungen zu erstellen, braucht es ein Verständnis dafür, wie Mehrfachbelichtungen funktionieren. Anfangs ist man gut beraten, die Grundregeln zu befolgen und sich von anderen Fotografen inspirieren zu lassen. Die eigene Aufnahmetechnik wird sich mit der Zeit weiterentwickeln und irgendwann findet man seinen eigenen Stil“, erklärt Davide.
    Der Straßenfotograf hat nicht den Anspruch, dass seine Bilder unbedingt eine tiefgründige Geschichte über die gezeigte Szene erzählen sollen. „Ich persönlich halte es nicht für nötig, etwas über ein Motiv zu verraten. Ich bevorzuge ein Bild, das meine Aufmerksamkeit erregt und mir hilft, eine Idee auszudrücken. Für mich geht es vor allem um das visuelle Vergnügen.“

    Davide begann damit, einzelne Figuren umgeben von viel negativem Raum zu fotografieren. „So wollte ich den Menschen in der großstädtischen Umgebung zeigen. Manchmal fühlen wir uns einsam, obgleich wir von Tausenden von Menschen umgeben sind“, erläutert er seine Absicht. „Danach habe ich mich auf Spiegelungen in Fenstern konzentriert, was einen vielschichtigen, etwas verwirrenden Bildaufbau ergab. Hier zeigte sich eine andere Seite der Stadt, was mich neugierig macht, weiter in diese Richtung zu gehen.“
    Das war der Punkt, an dem Davide erstmals mit Mehrfachbelichtungen experimentierte. „Ich suchte nach einer Methode, um ein visuell ansprechenderes Bild zu machen, das leicht verständlich ist. Erstaunlicherweise funktioniert das mit einer Mehrfachbelichtung hervorragend, obwohl sie eine Vielzahl von Elementen in einem Bild vereinen.“


  • Foto © Davide Bergamini, 2023 | FUJIFILM X100F bei 1/520 s, F5.6 und ISO 200
  • Geeignete Motive für Mehrfachbelichtungen

    Es gibt zahlreiche Straßenszenen, die es lohnen, fotografiert zu werden. Häufig ist es jedoch nicht leicht, das Geschehen in einem visuell ansprechenden Motiv einzufangen. Noch schwieriger kann es sein, mehrere unterschiedliche Motive zu finden, die sich in einem einzigen Bild kombinieren lassen. Davide hat sich daher eine besondere Vorgehensweise angeeignet, die ihm die Motivsuche erleichtert.

    „Da ich zuvor Spiegelungen fotografiert hatte, war ich anfangs versucht, diese Art von Motiven nachzuahmen. Ich merkte jedoch, dass ich mit dieser Denkweise nicht weiterkam. Also besann ich mich auf meinen ursprünglichen Stil, mit viel negativem Raum zu arbeiten, und stellte fest, dass ich die leeren Bildbereiche wunderbar mit einem anderen Motiv füllen kann.“

    Davide machte es sich zur Gewohnheit, beim Fotografieren immer ein zweites Motiv vor seinem geistigen Auge zu sehen und stellte sich vor, beide Bilder miteinander zu kombinieren. „Ich fotografierte zum Beispiel ein Fenster und ließ mich dann zehn Minuten lang durch die Straßen treiben, um eine weitere Szene zu finden, die zum ersten Bild passt“, erzählt er. „Um ein geeignetes zweites Motiv zu finden, musst du visuell um die Ecke denken. Statt sich auf einen zentralen Punkt zu konzentrieren, wie man es bei einer herkömmlichen Fotoaufnahme tut, gilt es, immer den negativen Raum vor Augen zu haben. Ich fülle diesen meist mit Schatten oder dunklen Bereichen, um ihn dann bei der zweiten Belichtung mit einem hellen Motiv füllen zu können.“


  • Foto © Davide Bergamini, 2023 | FUJIFILM X100F bei 1/500 s, F5.6 und ISO 640
  • Mehrere Belichtungen miteinander verschmelzen

    Die Kameras der X Serie und der GFX Serie verfügen über die Aufnahme-Einstellung „Mehrfachbelichtung“, die es erlaubt, die einzelnen Belichtungen auf vier unterschiedliche Möglichkeiten zu kombinieren. Im Modus „Additiv“ fügt die Kamera die Belichtungen zusammen, indem sie diese unverändert übereinanderlegt, während sie im Modus „Durchschnitt“ die Belichtung für das endgültige Bild optimiert. In den Modi „Hell“ und „Dunkel“ vergleicht die Kamera die Belichtungen und wählt bei der Überlagerung an jedem Bildpunkt nur das hellste oder dunkelste Pixel aus. Es lohnt sich, alle Modi auszuprobieren, um – von ein und demselben Bild – ganz verschiedene Looks zu erzielen.

    „In meinen Augen kommen Mehrfachbelichtungen am besten zur Geltung, wenn im ersten Bild dunkle Bereiche vorherrschen. Ohne eine dunkle Basis hat man im endgültigen Bild weniger Kontrast. Bei kontrastärmeren Motiven sollte die erste Belichtung deshalb am besten um ein bis zwei Blendenstufen reduziert werden, sodass die zweite Belichtung im Bild stärker hervortritt“, fügt Davide hinzu. „In der Regel verwende ich die Spotmessung und messe für die Belichtung der ersten Aufnahme die Lichter an.“


  • Foto © Davide Bergamini, 2023 | FUJIFILM X100F bei 1/1600 s, F8 und ISO 400
  • Die beste Kamera für Mehrfachbelichtungen

    Ob Mehrfachbelichtung oder normale Fotografie – die Kameras von Fujifilm bieten verschiedene Möglichkeiten, einen individuellen Bildstil zu erzielen, zum Beispiel mit den beliebten Filmsimulationen. Davide nutzt etwa gerne einen der aussagekräftigen Schwarz-Weiß-Modi.

    „Wenn du meine Bilder ansiehst, merkst du, dass Schwarz-Weiß einfach am besten funktioniert. Der Grund dafür ist, dass es keine Farbe gibt, die vom Hell-Dunkel-Kontrast ablenken könnte. Du kannst also nach Belieben auf die Lichter oder Schatten belichten und wirst immer ein ansprechendes Ergebnis erzielen. Natürlich kann auch Farbe in einer Mehrfachbelichtung funktionieren, aber ich finde, dass das Bild mit Farbe schnell zu bunt wird und dann chaotisch wirkt.“

    Die Filmsimulation, die Davide am liebsten nutzt, ist ACROS. Aber er fügt hinzu, dass sich auch mit den anderen Optionen fantastische Bilder erzielen ließen. „Mir ist wichtig, dass ich mein gewünschtes Bildergebnis, allein mit Bordmitteln der Kamera erreichen kann. Die FUJIFILM X100F erlaubt mir das. Neben den unterschiedlichen Belichtungsoptionen bietet sie mir vor allem eine großartige Vorschau, die mir bereits die fertige Mehrfachbelichtung zeigt. Die meisten meiner Bilder sind original so direkt in der Kamera entstanden.“


  • Foto © Davide Bergamini, 2023 | FUJIFILM X100F bei 1/2000 s, F4 und ISO 400
  • Davide gefällt die X100F aber nicht nur wegen ihrer Mehrfachbelichtungs-Funktion und der Ausstattung. Er schätzt sie auch wegen ihrer Kompaktheit und der intuitiven Bedienung, die sie für ihn zur idealen Kamera für die Straßenfotografie machen. „Ich habe mich in diese Kamera verliebt, und sie hat meine Sichtweise auf die Fotografie verändert“, schwärmt er. „Die X100F macht Spaß, weil sie so handlich ist, und gleichzeitig so leistungsstark. Auch das Retro-Design des Gehäuses ist wunderschön. Dank der vielen benutzerdefinierten Bedienelemente kann ich mit dieser Kamera praktisch blind fotografieren. Sie ist in jeder Hinsicht auf meine Bedürfnisse abgestimmt, und mein Finger findet die richtige Taste intuitiv.“

    Ein Merkmal, das Davide an der X100F besonders liebt, ist der Sucher. „Wenn ich durch den Sucher schaue, sehe ich bereits das fertige Bild, genauso wie es gespeichert wird. Ich hätte nie gedacht, dass diese Vorschau so nützlich sein könnte. Ich besitze auch eine FUJIFILM X-Pro2 und ein FUJINON XF56mmF1.2 R WR, das mir eine andere Sichtweise ermöglicht. Aber so großartige diese Kombination auch ist – nichts passt so gut zu meinem Workflow wie die X100F.“

  • Kreativität ohne Grenzen

    Zum Schluss gibt uns Davide noch zwei Tipps mit auf den Weg, von denen er sich wünschte, er hätte sie schon von Anfang an gekannt. „Der erste Tipp ist einfach und schnell umzusetzen: Besorge dir eine Fujifilm-Kamera!“, lacht er. „Das kommt jetzt vielleicht nicht überraschend, aber hätte ich von Anfang an mit der X Serie gearbeitet, wäre ich wohl schneller dort gewesen, wo ich jetzt bin.“

    Der zweite Tipp etwas zeitaufwendiger: „Habe Geduld und lasse dich bewusst auf diesen kreativen Prozess ein“, rät der Fotograf. „Jeder muss seinen Weg gehen und sollte zunächst eigene Erfahrungen in den verschiedenen Subgenres der Straßenfotografie sammeln. Mehrfachbelichtungen können dann eine interessante Erweiterung darstellen, da sie dich aus den Zwängen der Realität befreien und deine Kreativität beflügeln. Egal, wo du gerade bist, eine Mehrfachbelichtung kannst du immer und überall machen. Es gibt keine Vorgaben und kein Limit.“

  • Mehr Infos zur professionellen Streetfotografie finden Sie übrigens in FUJI-Ratgeber-Bereich auf dieser Seite.