Auf seinen Reisen durch Myanmar hat Sittig Fahr-Becker den besonderen Zauber des Landes aber auch die Realitäten des Alltags mit seiner Kamera festgehalten. Bilder eines Landes, das für Jahrzehnte abgeschirmt von der Außenwelt kontroverse Meinungen und Gefühle evozierte ohne nähere Kenntnis der wirklichen Lebensumstände der Menschen eines Staates, von dem die burmesische Schriftstellerin Ma Thanegi schrieb: „For us, Burma is no fairy-tale land.“ Nein, es ist kein Märchenland und dennoch voller Geschichten, Rätsel und einer unendlichen Vielfalt, die sich in den Gesichtern der Menschen Myanmars darstellt. Die Geographie des Landes ist so mannigfaltig und abwechslungsreich wie seine Bewohner. Von den Höhen des Himalayas erstreckt sie sich über Trockenzonen, fruchtbare Hochtäler, bis in die südliche Andamansee mit ihren tausenden von Inseln.
Die 2832 km lange Küste mit ihrem ungeheuren Fischreichtum ist die Heimat der myanmarischen Fischer, die mit Fischereiflotten oder in kleinen Booten mit geflickten Segeln aufs Meer hinaus fahren, um den Reichtum des Ozeans in ihren Netzen einzufangen.
Am südlichen Ende von Ngapali Beach, einem Küstenort im Golf von Bengalen, befindet sich ein kleines Fischerdorf aus dem Abend für Abend, außer bei Voll- oder Neumond, die Fischer in einer Art Konvoi auslaufen, um die Nacht auf ihren von ohrenbetäubenden Dieselmotoren angetriebenen Booten, zu verbringen. Ein harter Broterwerb. Auf oft rauer See mit Riffen und gefährlichen Untiefen locken sie mit einer Batterie von Glühbirnen Fische und Tintenfische an. Den Fang am Boden der oft lecken Boote, der ihnen meist bis zur Hüfte reicht. Dem Betrachter am sicheren Ufer hingegen bietet die Lichterkette am Horizont ein romantisches Schauspiel. Am frühen Morgen kehren die Fischer an den Strand zurück, wo ihre Frauen auf sie warten, um den Fang von ungeheurer Vielfalt auf Ochsenkarren umzuladen. Ein Großteil wird an die sogenannten ansässigen „Fischfabriken“ zur Weiterverwertung verkauft, ein Teil auf den Dorfmärkten oder an umliegende Restaurants, und die ganz kleinen Fische und Krabben werden zum Trocknen in der aufgehenden Sonne ausgelegt, um in Salaten für knusprige Textur und vor allem Proteine zu dienen oder zu Ngapi, der traditionellen fermentierten myanmarischen Würzpaste, vergärt zu werden.
Bei aller Härte ihres Daseins berührt auch bei den Fischern zutiefst ihre ausgeglichene Fröhlichkeit, ihr Lachen, ihre Gelassenheit und Ruhe im Tagwerk, unter altertümlichen Bedingungen. Und lässt den Fremden mit Wehmut an die Hast und das Missvergnügen des eigenen Lebens – ausgestattet mit allem Komfort – denken.
Die ersten Aufnahmen der Ngapali-Fischer von Sittig Fahr-Becker entstanden in einer Zeit, in der Myanmar als Paria-Staat galt und von den meisten westlichen Ländern boykottiert wurde. Für das Leben der Fischer war die politische Situation belanglos, sie lebten ihr Dasein in einem jahrhundertalten Rhythmus. Und heute? Ngapali Beach hat sich nach der Öffnung Myanmars und der weitgehenden Akzeptanz durch das Ausland dank seiner traumhaften Küste zu einem touristischen Magnet entwickelt. Das Leben der Fischer bleibt davon weitgehend unberührt. Eine Zäsur verläuft zwischen ihrem Heimatdorf und der „Hotelzone“, die gravierender nicht sein könnte. Hier komfortable Hotels, da archaische Hütten und selbstgezimmerte Boote, als neuzeitliche Accessoires mögen Mobiltelefone und knallige T-Shirts ihren Weg in die Hütten gefunden haben, die nächtlichen, riskanten Fahrten sind gleichbleibend. Sie spiegeln sich in den Gesichtern der Männer und Jungen, die Sittig Fahr-Becker eindrucks- und zugleich liebevoll porträtiert hat, fußend auf einem wachsendem Vertrauen, das sich zwischen ihm und den Fischern, die er auf ihren Fahrten begleitete, entwickelt hat.








































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Sittig Fahr-Becker