25.06.2020

Tierfotografie vor der eigenen Haustür

  • Von Gärten und Parks übers Land bis hin zu den Küsten – um die vielseitige Tierwelt zu entdecken und in die Tierfotografie einzutauchen, müssen Sie keine weite Reise auf sich nehmen. Tatsächlich hat ein Großteil der Naturfotografen sehr viel Zeit damit verbracht, den Artenreichtum vor der eigenen Haustür zu fotografieren, um die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.


  • FUJIFILM X-T2 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F8, ISO 640, 1/350 Sek.

  • FUJIFILM X-T2 + XF50-140mmF2.8 R LM OIS WR – F2.8, ISO 400, 1/500 Sek.
  • Das richtige Motiv finden

    Hierzulande sind Vögel vermutlich die am weitesten verbreiteten und am besten zugänglichen Motive. Ein guter Ausgangspunkt ist Ihr eigener Garten: Stellen Sie ein paar Vogelhäuschen auf und es wird nicht lange dauern, bis Sie einige vorbeiziehende und nistende Vogelarten entdecken.
    Der große Vorteil bei der Tierfotografie in Ihrem eigenen Garten besteht darin, dass Sie eine gewisse Kontrolle über das Aussehen Ihrer Bilder haben. Überlegen Sie sich daher zum Beispiel beim Platzieren eines Vogelhäuschens oder einer Futterstelle genau, wo das Licht optimal ist, ob der Hintergrund das Motiv unterstützt oder es eher stört und von wo aus Sie fotografieren möchten. Platzieren Sie kleine Futterstellen bspw. in der Nähe von Ästen, sodass die Vögel diese als Sitzstangen verwenden können – dies sieht weitaus natürlicher aus als Kunststoff-Futterstellen oder Metallvorrichtungen. Gleiches gilt auch für kleine Säugetiere, die in Ihren Garten gelangen.

  • Sofern Sie die Möglichkeit haben, können Sie in Ihrem Garten selbst alternative Lebensräume schaffen, indem Sie bspw. einen kleinen Teich anlegen oder Holzhaufen platzieren. Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie Ihr eigenes kleines Naturschutzgebiet erschaffen, das optimal auf Ihre Tierfotografie ausgerichtet ist.
    Auch außerhalb Ihres Gartens können Sie in Ihrer näheren Umgebung viele weitere tierische Fotomotive entdecken. In vielen Stadtparks gibt es größere Vogelarten, wie bspw. Enten und Schwäne. Die Flüsse und Gewässer in Ihrer Nähe sind auch eine Erkundung wert – hier finden Sie häufig Reiher. In der Nähe von Wäldern können Sie außerdem das Glück haben, dass sich Kaninchen und Rehwild zeigen.


  • FUJIFILM X-H1 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5.6, ISO 400, 1/300 Sek.

  • FUJIFILM X-T4 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F13, ISO 200, 1/70 Sek.
  • Wenn Sie an der See leben, gibt es dort für eine Vielzahl von Vogelarten, Futter- und Nistplätze. Einige Möwenarten sind immer zu finden, achten Sie jedoch besonders auf die seltenen Arten, wie bspw. die Dreizehenmöwen, die vorwiegend an Klippen oder Küstengebäuden nisten. An windigen Tagen lassen sich Möwen langsam in den Wind hineinfallen und fliegen dann blitzschnell in die entgegengesetzte Richtung. Dieses Verhalten können Sie optimal nutzen, um Ihre Fähigkeiten bei der Fokussierung sowie Ihre Reaktionszeit zu verbessern. Wenn Sie Glück haben, entdecken Sie die Lebensräume weiterer lokaler Tierarten. Die Ufer der Nordsee z.B. bieten Lebensraum für watende Seevögel wie Austernfischer, Sanderlinge und Kiebitze. Darüber hinaus können Sie viele weitere Vogelarten und sogar Robben in den Küstenregionen finden. Das Finden eines passenden Motivs ist ein absolut wichtiger Bestandteil der Tierfotografie, insbesondere wenn Sie eine ganz bestimmte Art fotografieren möchten. Dennoch ist es nur ein kleiner Teil der Gesamtaufgabe im Genre der Tierfotografie. Die Auswahl der passenden Ausrüstung und die richtige Vorbereitung mit gründlicher Recherche und gegebenenfalls notwendiger Tarnung sind ebenso wichtig.

  • Die richtige Ausrüstung

    Die Tierfotografie ist fest verbunden mit dem Einsatz von Teleobjektiven. Für die Vogelfotografie empfiehlt sich die Verwendung des Objektivs FUJINON XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR. Der vielseitige Zoombereich bietet sowohl die Möglichkeit das Motiv in seinem natürlichen Lebensraum, als auch formatfüllend aufzunehmen. Wenn Sie noch näher an das Motiv heranzoomen möchten, eignet sich der Telekonverter XF1.4X TC WR ideal.


  • FUJIFILM X-H1 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5.6, ISO 500, 1/480 Sek.

  • FUJIFILM X-T4 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F6.4, ISO 160, 1/2400 Sek.
  • Das Set-Up

    Manuell, Zeit- oder Blendenvorwahl? Welche Kamera-Einstellung ist die richtige für die Tierfotografie? Darauf gibt es bei der Tierfotografie keine richtige Antwort, da wir alle lieber auf eine Weise arbeiten, die intuitiv und uns vertraut ist. Normalerweise arbeite ich bevorzugt mit Blendenvorwahl, um die kreative Kontrolle über die Schärfentiefe zu behalten. Ich steuere die Verschlusszeit an meiner Kamera durch Ändern der ISO und verwende die Belichtungskorrektur, um die Gesamtbelichtung zu optimieren. Alternativ besteht ein zunehmend verbreiteter und effektiverer Ansatz, den ich selbst zu übernehmen versuche, darin, Blende und Verschlusszeit auszuwählen und dann die Belichtung mithilfe der automatischen ISO der Kamera auszugleichen.
    Bei Tierfotografie-Motiven wie kleinen Vögeln, wie wir sie in unseren Gärten finden und die ständig kleine “zuckende” Bewegungen machen erhalten Sie schärfere Aufnahmen, wenn Sie Ihre Verschlusszeit bei etwa 1/1000 Sek. oder kürzer halten.

  • Beim Fokussieren empfehle ich die Verwendung des kontinuierlichen Autofokus (AF-C). Dabei bewerten Kamera und Objektiv die Bewegung des Motivs ständig neu und passen den Fokus, solange Sie Ihren Finger halb auf den Auslöser (oder die AF-Ein-Taste) gedrückt haben, entsprechend an. Für weit oben sitzende Vögel oder solche, die sich langsam bewegen, verwende ich einen einzelnen Autofokuspunkt. Aber für sich schneller oder sprunghaft bewegende Motive verwende ich AF-Zonen. Für jedes Set-Up passe ich die Position der aktiven Fokuspunkte im Sucher der Kamera an. Nach solch einer sorgfältigen Vorbereitung möchten Sie auf gar keinen Fall den entscheidenden Moment verpassen. Mein Tipp: Die Verwendung der Serienbildfunktion der Kamera ist eine hervorragende Möglichkeit für die Tierfotografie, um sicherzustellen, dass Sie den richtigen Moment erfassen. Die FUJIFILM X-T4 nimmt mit ihrem mechanischen Verschluss mit bis zu 15 Bildern pro Sekunde auf. In Kombination mit einer kurzen Verschlusszeit können mit dieser Kamera Tierfotografie-Details eingefroren werden, die Ihre eigenen Augen und Ihr Gehirn kaum registrieren.


  • FUJIFILM X-T4 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5, ISO 500, 1/1700 Sek.

  • FUJIFILM X-H1 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5.6, ISO 400, 1/3500 Sek.
  • Ein weiterer großer Vorteil moderner spiegelloser Kameras, wie der FUJIFILM X-T4, ist, dass sie uns viele Informationen über unsere Aufnahme liefern können. Die Belichtung muss ständig überprüft werden, wenn wir beim Fotografieren zwischen verschiedenfarbigen Motiven (z.B. weißen Möwen und schwarzen Vögeln) wechseln. Sie wird auch dann beeinflusst, wenn sich Ihr Motiv vor helleren oder dunkleren Hintergründen bewegt oder wenn sich das Licht ändert. Aus diesem Grund sind alle meine FUJIFILM Kameras so eingestellt, dass mir Live-Histogramme angezeigt und Warnungen im elektronischen Sucher (EVF) der Kamera hervorgehoben werden. So kann ich bei Bedarf Anpassungen in Echtzeit vornehmen und die richtige Einstellung der Kamera finden.

  • Recherche

    Wenn Sie sich ein Buch über Vogelarten zulegen, können Sie die verschiedenen Arten, die Sie fotografieren, genau identifizieren. Dies kann äußerst nützlich sein. Wenn Sie beispielsweise die unterschiedlichen Ernährungs- und Verhaltensweisen der Vögel kennen, dann können Sie entsprechende Futter und Futtermittel auswählen, wodurch Sie mit größerer Wahrscheinlichkeit bestimmte Arten anziehen. Zudem können Sie damit auch den Lebensraum für diese Tiere in Ihrem Garten verbessern. Wenn Sie in freier Wildbahn die verschiedenen Arten beobachten und erforschen, lernen Sie ebenfalls deren Gewohnheiten kennen. In meinem eigenen Garten habe ich festgestellt, dass bestimmte Vogelarten das Füttern eher meiden, wenn noch eine andere Vogelart anwesend ist. Vögel, wie gewöhnliche Stare oder Blaumeisen, sind nicht wählerisch. Spatzen hingegen nähern sich nicht, solange Stare anwesend sind. Wenn Sie solche Gewohnheiten erkennen und verstehen, können Sie den besten Zeitpunkt für das Fotografieren einer bestimmten Art absehen und sogar bestimmte Verhaltensweisen, wie Konflikte, vorzeitig erkennen. Versuchen Sie, einen Schritt voraus zu sein. Die Tierwelt lässt Ihnen nicht viel Zeit. Mit nur ein paar Sekunden Vorsprung können Sie Ihr Objektiv an die richtige Stelle richten, bevor es zu spät ist. Internet- und Social-Media-Gruppen sind auch eine großartige Quelle, um Informationen über die Tierwelt, Tipps und geeignete Standorte zum Fotografieren in Ihrer Nähe zu finden. Möglicherweise entdecken Sie auch Informationen über seltene oder ungewöhnliche Arten, die gesichtet wurden.


  • FUJIFILM X-H1 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5.6, ISO 400, 1/105 Sek.

  • FUJIFILM X-H1 + XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR – F5.6, ISO 640, 1/170 Sek.
  • Ethik

    Wenn Sie mit Tieren arbeiten, denken Sie bitte daran, dass das Wohlergehen des Tieres immer wichtiger ist als das Foto. Vermeiden Sie es daher, künstliche Geräusche zu erzeugen, um die Tiere anzulocken. Halten Sie die Vogelhäuschen sauber, stören Sie die Nester nicht und halten Sie beim Aufnehmen immer einen Sicherheitsabstand ein.

  • Haben Sie Spaß!

    Neben den seltenen und ungewöhnlichen Arten sollten Sie die schönen und gewöhnlichen Vögel, wie bspw. Blaumeisen und Stieglitze, nicht als selbstverständlich betrachten. Alle Arten haben interessante und fotogene Eigenschaften. Der weit verbreitete Star hat bspw. ein unglaubliches Schillern in seinen Federn, ebenso wie Elstern und Stockenten. Das Fotografieren von Tieren in Ihrer Region kann als Lern- und Entwicklungserfahrung sowie für längerfristige Projekte, wie die Dokumentation von Arten oder Lebensräumen für lokale Naturschutzinitiativen, unglaublich lohnenswert sein. Vor allem aber macht es fantastischen Spaß. Gehen Sie also raus und genießen Sie die Schönheit, die Sie umgibt und halten Sie sie selbst mit ihrer Kamera fest!