26.06.2019

Portraitfotografie mit Tageslicht

  • Du benötigst kein teures Studioequipment, um großartige Portraits aufnehmen zu können. Das kannst du auch bei dir zuhause. Alles, was du für die Portraitfotografie benötigst, ist ein Fenster. Im Folgenden erfährst du, wie du mit Tageslicht beeindruckende Portraits aufnimmst. Ob ein Portrait gut oder großartig ist, hängt oft vom richtigen Licht ab. Schon die kleinsten Veränderungen in der Ausrichtung oder der Weichheit deiner Lichtquelle können das Gesicht deines Motivs verändern. Professionelle Fotografen nehmen Portraits in der Regel in ihrem Studio mit leistungsstarken Blitzen auf. Es ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit, mit der beeindruckende Aufnahmen gelingen. Falls du kein Fotostudio mit hohen Decken und einer Sammlung von maßgeschneiderten Hintergründen hast, dann wird es dich freuen, dass es auch andere Wege für hochwertige Aufnahmen in der Portraitfotografie gibt. Du kannst außergewöhnliche Portraits ausschließlich mit Tageslicht eines Fensters aufnehmen. Hier sind ein paar Tipps, um dir den Anfang zu erleichtern.

  • Das richtige Fenster wählen

    Fast jedes Fenster eignet sich als Lichtquelle für die Portraitfotografie. Du solltest jedoch darauf achten, dass dir genügend Platz für dein Motiv zur Verfügung steht. Es ist wichtig, dass dein Motiv nicht durch direktes Sonnenlicht beleuchtet wird, da es für natürliche Portraitaufnahmen zu hart ist. Ein nach Norden ausgerichtetes Fenster eignet sich am besten für außergewöhnliche Portraits, da dort die Sonne niemals direkt hinein scheint. Am Morgen kannst du ein Westfenster, am Nachmittag ein Ostfenster und an bewölkten Tagen kannst du ein beliebiges Fenster wählen.

    Die Motiv-Position in der Portraitfotografie

    Positioniere dein Motiv zunächst so neben dem Fenster, dass das Licht von der Seite auf das Motiv einfällt. Je nach Höhe des Fensters, sollte dein Motiv sitzen oder stehen, um zu vermeiden, dass das Licht auf den Körper, anstelle auf das Gesicht fällt. Die Entfernung zwischen dem Fenster und deinem Motiv spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Das Licht fällt auf kurzen Strecken stärker ab (d. h. es wird dunkler), als auf längeren Strecken. Dies wirkt sich auf den Kontrast im Gesicht deines Motivs aus: Das Gesicht einer Person, die in der Nähe des Fensters sitzt, ist auf einer Seite viel heller, als auf der anderen. Dieser Effekt ist weniger ausgeprägt, wenn sich das Motiv ein wenig vom Fenster entfernt. Das bedeutet nicht, dass hoher Kontrast schlecht ist – ein Foto mit hohem Kontrast kann sehr gut aussehen. Immer wieder wird deshalb in der Portraitfotografie mit einem hohen Kontrast gearbeitet. Beachte nur, dass dein Motiv zu dunkel werden kann, wenn du es zu weit vom Fenster entfernt positionierst.

    Reflektor benutzen

    Wenn die im Schatten liegende Seite des Gesichts etwas zu dunkel aussieht, kannst du es mit einem Reflektor aufhellen. Positioniere diesen so nah wie möglich, ohne ihn im Bildausschnitt zu platzieren. Es gibt vor allem für die Portraitfotografie praktische Reflektoren, die zusammengeklappt in einer kleinen Tragetasche Platz finden. Wenn du keinen Reflektor hast, kannst du auch einfach selbst einen aus weißem Karton oder Silberfolie herstellen.

    Kameraeinstellungen für die Portraitfotografie

    Wenn das Licht, das durch ein Fenster scheint, nicht ausreichend hell ist, solltest du mit einer größeren Blende fotografieren. Nutze dafür eine Blende von F2.8 oder größer und setze die Zeitautomatik ein. Die Kamera wählt die Verschlusszeit automatisch in Abhängigkeit der gewählten Blende und des vorhandenen Lichtes. Wähle zusätzlich den ISO-Wert so, dass sich eine Verschlusszeit von mindestens 1/125 Sekunde ergibt. Längere Verschlusszeiten kommen in der Portraitfotografie nur äußerst selten zum Einsatz. Achte beim Aufnehmen deiner Portraits auch auf den Weißabgleich: Es kann vorkommen, dass der automatische Weißabgleich (AWB) nicht optimal ist. Um konsistente Ergebnisse zu erzielen, kannst du stattdessen zum Beispiel die Weißabgleich-Einstellung „Kunstlicht (Tageslicht)“ auswählen. Es stehen außerdem verschiedene Filmsimulationsmodi auf der FUJIFILM Kamera zur Verfügung, die sich hervorragend für die Portraitfotografie eignen. Probiere doch einfach mal PRO Neg. Hi, PRO Neg. Std sowie CLASSIC CHROME aus.

  • Schritt für Schritt zur Portraitfotografie mit Tageslicht

    Wir setzen diese Tipps nun in die Tat um und nehmen einige Portraits auf. An drei verschiedenen Standorten haben wir mit der FUJIFILM X-T3 und den Objektiven XF90mmF2 R LM WR, XF50mmF2 R WR und XF35mmF2 R WR fotografiert.

    Erster Schritt: Der richtige Standort

    Der vielseitigste Standort war ein Fenster oben an der Treppe. Dahinter lag viel unbeleuchteter Raum, was für einen großartig aussehenden neutralen Hintergrund sorgte. Ein neutraler Hintergrund ist wichtig, damit du das Model besser in den Fokus rücken kannst. Da das Fenster jedoch ziemlich niedrig war, saß unser Model entweder auf dem Boden oder stand zumindest ein paar Treppenstufen tiefer.

    Zweiter Schritt: Probeaufnahmen

    Die ersten Aufnahmen sahen toll aus! Oft merkt man bei der Portraitfotografie schnell, ob es sich um einen gut geeigneten Standort handelt oder nicht. Wenn du keine guten Ergebnisse erzielst, wechsele den Ort. Wir haben mit dem XF50mmF2 R WR-Objektiv bei Blende F2 fotografiert, um eine kurze Verschlusszeit von 1/250 Sekunde bei ISO 640 zu erzielen. Die weit geöffnete Blende hatte den zusätzlichen Vorteil, dass der Hintergrund unscharf abgebildet wurde.

    Dritter Schritt: Licht optimieren

    Um das Hell-Dunkel-Verhältnis zwischen den beiden Seiten des Gesichts zu verringern, haben wir das Model gebeten, sich ein wenig vom Fenster zu entfernen, wodurch der Lichtabfall verringert werden sollte. Außerdem setzten wir einen Reflektor auf der anderen Seite des Models ein, um etwas Licht zurück zu projizieren. Reflektoren werden in der Portraitfotografie oft zum Brechen des Lichtes genutzt. Durch den Einsatz des Reflektors erhielten wir ein deutlich weicheres und natürlicheres Resultat.

    Vierter Schritt: Bewegung

    Wir wechselten das XF50mmF2 R WR gegen das XF90mmF2 R LM WR, um näher rangehen zu können. Fotografiert wurde auch hier mit Blende F2 oder F2.8. Aufgrund der geringen Schärfentiefe bei Blende F2 oder F2.8 verwendeten wir den Augenerkennungs-AF. So stellten wir sicher, dass auf die Augen und nicht auf die Nase fokussiert wurde.

    Fünfter Schritt: Variation

    Wir haben verschiedene Variationen, wie zum Beispiel das Zuziehen der Vorhänge, ausprobiert. Bei dieser Variante blitzte nur ein Lichtstreifen durch die Vorhänge hervor und brachte damit das Model zum Leuchten. Das Ergebnis ist viel dramatischer und zeigt, wie vielseitig ein einzelnes Fenster in einem normalen Wohnhaus für die Portraitfotografie genutzt kann.

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