03.02.2022

Michael Zober-Fredes Reisetagebuch – Schwedisch Lappland

    Michael Zober-Frede (Jahrgang 1961) ist gelernter Informatiker und arbeitet seit über 20 Jahren als selbstständiger Landschaftsfotograf. Seit 2014 ist er außerdem FUJIFILM X-Photographer und gibt sein Wissen rund um das Genre Landschaftsfotografie an der FUJIFILMSchool weiter. Schon seit den Anfängen seiner Fotografie ist er fasziniert von den einsamen Regionen Schwedisch Lapplands. Dort findet er bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad perfekte Voraussetzungen und viele abstrakte Motive für seine Art der “unaufgeregten Landschaftsfotografie”. Michaels Inspirationsquelle ist die Stille der Natur.

    In seinem Blogbeitrag nimmt uns Michael mit auf seine letzte Fotoreise in 2021 und zeigt uns Schwedisch Lappland.

    Für eine Fototour über Weihnachten bin ich mit meinem speziell für arktische Regionen umgebauten VW-Bus nach Schwedisch Lappland aufgebrochen. Im Gepäck hatte ich dieses Mal neben meiner FUJIFILM GFX 50S und der X-T3 auch die GFX100S.
    Noch während der Fahrt nach Schwedisch Lappland bemerkte ich, wie früh die Sonne zu dieser Jahreszeit untergeht. Angekommen in Vilhelmina bezog ich in mittlerweile völliger Dunkelheit meine Unterkunft. Da mich die wenigen Sonnenstunden am Tag sehr herausforderten, machte ich mir mithilfe diverser Apps und Internetseiten einen genauen Plan orientiert an den Sonnenauf- und -untergängen.

    Tag 1

    Der erste Tag meiner Fotoreise in Schwedisch Lappland begann mit einem atemberaubenden Farbspiel. Da die Sonne in diesen arktischen Regionen deutlich später aufgeht, aber teilweise mehrere Stunden andauert, wurde ich noch am späten Vormittag von diesem pastellfarbigen Sonnenaufgang am See begrüßt.


    GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/2 Sek. | F11 | ISO160

    An diesem Tag hatte ich eine Fahrt zum Fjäll geplant, an dessen höchstem Punkt sich ein Rentiersammelplatz mit Verladestation befindet. Die Strecke führte mich über nicht geräumte, verschneite Straßen. Zur Minimierung von Schneeverwehungen standen Schneefangzäune am Straßenrand, die ein ideales Motiv bildeten.


    GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1.1 Sek. | F11 | ISO125

  • Am Fjäll angekommen wehte ein eisiger Wind. Nachdem ich mein Equipment aufgestellt hatte, machte ich mich auf die Suche nach Motiven und hielt dabei bewusst Ausschau nach einem Farbtupfer. In der Monotonie der Landschaft kam die rote Fassade der Unterkunft Sami wie gerufen. Für die Aufnahme habe ich die Filmsimulation Classic Chrome der FUJIFILM GFX 50S verwendet und die Tiefen noch ein wenig nach unten gezogen.



  • GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/4 Sek. | F11 | ISO100

    Nach meiner Fotosession ging es aufgrund der anstehenden Dunkelheit schon wieder zurück ins Camp. Die Tage hier sind deutlich kürzer und so verschwand die Sonne am Nachmittag schon wieder vom Horizont. Für meine Bilder von Sonnenauf- und -untergängen passe ich den Weißabgleich an, sodass die Farben weniger Gelbtöne enthalten und natürlicher wiedergegeben werden.


    GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/75 Sek. | F11 | ISO160

  • Tag 2

    Am zweiten Tag fuhr ich in das Naturschutzgebiet Marsfjället. Um genügend Zeit bei Tageslicht zu haben, brach ich bereits sehr früh auf. Da sich die vereisten Straßen als recht herausfordernd darstellten, war ich froh, dass ich bereits in Helsingborg Spikes auf die Reifen gezogen hatte. Spikes sind in Nordschweden ohnehin Vorschrift und gewährleisten immerhin etwas Halt auf den Eispisten. Nach etwa der Hälfte des Weges zogen dicke Wolken auf, die mir eine perfekte Sicht auf die Berge nahmen.


  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/105 Sek. | F5 | ISO100
  • Dennoch gelang mir mit der FUJIFILM GFX100S diese ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Aufnahme. Um den Kontrast vom Dunst zu dem blauen Himmel zu erhöhen, nutzte ich den eingebauten Rotfilter der Filmsimulation Acros. Dadurch werden die Blauanteile des Himmels abgedunkelt und somit der Kontrast zum Weiß der Berge erhöht.


    GFX100S | GF45-100mmF4 R LM OIS WR | 1/3 Sek. | F11 | ISO100

  • Zeitig machte ich mich auf den Rückweg, denn es herrschte schon wieder Dämmerlicht. Der Himmel klarte allerdings wieder ein wenig auf, sodass ich hinter einer Baumreihe leichte Verwehungen auf einem See entdecken konnte. Spontan packte ich nochmal meine Kamera und ein Stativ und arbeitete mich durch den Tiefschnee, um den optimalen Bildausschnitt zu finden.


  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/7 Sek. | F11 | ISO1250
  • Tag 3

    Nach der Fahrerei der letzten Tage blieb ich am dritten Tag in der Nähe des Camps. Direkt in Vilhelmina gibt es einen Flussabschnitt, den ich jedes Jahr besuche. Durch den extremen Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser war der Fluss komplett von Nebel umhüllt und die Bedingungen für die Fotografie erschwert. Da ich nicht nur Nebel auf den Bildern haben wollte, musste ich mich in Geduld üben und hoffen, dass sich irgendwann eine Lücke auftat. Ungefährlich sind solche Situationen nicht, denn das Eis am Ufer ist sehr brüchig. Hier ist besondere Vorsicht geboten!
    Um die Bildwirkung zu testen, wechselte ich zwischen Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen. Ein leichter Graufilter kam zum Einsatz, um die Belichtungszeit zu verlängern. So wirkte das Bild gleich viel sanfter.


    GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/2.5 Sek. | F16 | ISO100


    GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/2 Sek. | F20 | ISO160

  • An diesem Tag habe ich weitere interessante Motive entdeckt, wie zum Beispiel diese alte Eisenbahnbrücke, die ich trotz – oder vielleicht auch gerade wegen des tristen Wetters gerne fotografieren wollte.
    Auch den einsamen Sprungturm, der aus dem gefrorenen Schwimmbecken herausragte, musste ich einfach festhalten.


  • GFX 50S | GF45-100mmF4 R LM OIS WR | 1/6 Sek. | F11 | ISO320

  • GFX 50S | GF45-100mmF4 R LM OIS WR | 1/30 Sek. | F11 | ISO100

    Während der Winterzeit steht der Bahnhof von Vilhelmina still. Die schöne Location und auch die alte Dampflock hatten es mir direkt angetan. Für die Aufnahmen eignete sich die Filmsimulation Classic Chrome. Außerdem habe ich bei der Aufnahme der Dampflok zwei Blenden überbelichtet und die Schatten heruntergezogen.


  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/5 Sek. | F11 | ISO100

  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/5 Sek. | F11 | ISO100
  • Tag 4

    Nach einer kurzen Nacht bin ich morgens in der Früh aufgebrochen, um einen zweiten Versuch zu wagen und die Berge des Marsfjället Naturschutzgebietes zu fotografieren. Ich sollte belohnt werden: Angekommen im Naturschutzgebiet zeigte sich die Berglandschaft in strahlendem Sonnenschein.


    GFX100S | GF45-100mmF4 R LM OIS WR | 1/3 Sek. | F11 | ISO200

    Beim Anblick der Szene kam mir die Idee, die Berge auch von der anderen Seite zu fotografieren. Da ich mal wieder die Zeit vergessen hatte, musste ich mich beeilen. Bei dem ganzen Schnee war das gar nicht so einfach. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, denn dabei ist diese Schwarz-Weiß-Aufnahme entstanden.


    GFX100S | GF45-100mmF4 R LM OIS WR | 1/42 Sek. | F13 | ISO100


  • X-T3 | XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR | 1/5 Sek. | F11 | ISO400
  • Auf dem Rückweg zeigte sich über den Hügeln hinter dem See Malgomaj der Mond zur blauen Stunde. Ich hielt an, damit ich den Mond und die Weite der Landschaft mit meiner FUJIFILM GFX 50S einfangen konnte. Um diesen Moment auch noch mit einem anderen Bildausschnitt festzuhalten, kam meine FUJIFILM X-T3 mit dem FUJINON XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR zum Einsatz.


  • GFX 50S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1.40 Sek. | F11 | ISO100

  • Tag 5

    Bei gemäßigten Minusgraden und starkem Schneefall besuchte ich am letzten Tag einen Freund in Lycksele. Die Strecke dorthin bot am Straßenrand sehr viele halbverfallene Schuppen, Häuser und einige Seen. Die Motive, die ich hier entdeckte, ließen mein Fotografenherz höherschlagen. Dank des starken Schneefalls verschwammen die Konturen und die Landschaft hüllte sich in ein sanftes Grau.


  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/58 Sek. | F8 | ISO400

  • GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1/3 Sek. | F16 | ISO100


    GFX100S | GF32-64mm F4 R LM WR | 1 Sek. | F11 | ISO100

    Auch wenn die Temperaturen eine Herausforderung für Fotograf und Equipment sind, ist Schwedisch Lappland eines meiner liebsten Ziele für Fotoreisen. Die atemberaubenden Landschaften und das einzigartige Bildmaterial entschädigen die kurzen Tage und langen Nächte des Polarwinters.
    Wer Michael auf eine seiner Lapplandtouren begleiten möchte, findet auf seiner Internetseite https://fotoabenteuer.de weitere Informationen.