12.09.2017

Mein Favorit der X Serie von Stefan Finger

Stefan Finger

Stefan Finger ist freier Fotojournalist und arbeitet unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, chrismon und den stern. Für die Abschlussarbeit seines Masterstudiums in Düsseldorf (Politische Kommunikation) forschte er zu der Wirkung von Fotografie. Er studierte anschließend Fotojournalismus an der Hochschule Hannover. Für seine Fotoreportagen wurde er unter anderem mit dem Preis „UNICEF Foto des Jahres 2014“ ausgezeichnet, war 2013 als CNN Journalist of the Year und sowohl 2014 als auch 2016 für den Medienpreis der Kindernothilfe nominiert. 2010 gründete er die Agentur für Hochzeitsfotografie „Hochzeit im Blick“. Seit 2016 hat er einen Lehrauftrag am Institute of Design in Düsseldorf. Er wird von der Agentur laif vertreten und lebt und arbeitet in Hannover und Willich. Seit 2016 ist er offizieller Fujifilm X-Photographer.

Ich bin kein Fotojournalist geworden, weil ich ein Fan von Fotokameras bin. Ich möchte Geschichten erzählen, in Momenten nah dabei sein, die wichtig für andere oder mich sind. Die Kamera ist dabei für mich ein Hilfsmittel, um das, was ich sehe und erlebe, für andere und mich festzuhalten. Die Kamera muss dabei intuitiv funktionieren und einfach zu bedienen sein, sie muss verlässlich sein und sie muss den technischen Ansprüchen meiner Fotografie entsprechen. Darüber hinaus muss sie mir, gerade an langen Fototagen, Spaß machen. Das Gewicht darf nicht schmerzen, die Technik mich nicht zum verzweifeln bringen und die Optik der Kamera und ihre Lautstärke Situationen nicht zerstören. Daher ist die Fujifilm X-Pro2 meine Lieblingskamera.
Ein Fotograf, der keinen Spaß (mehr) an Fotografie hat, macht schlechtere Bilder. Und ich bin überzeugt: Ein Fotograf, der am Abend über Rückenschmerzen klagt, Situationen sieht, aber nicht fotografieren kann, weil seine Kamera sie zerstört, der sich mit Technikproblemen auseinander setzen und tausend Tasten gleichzeitig drücken muss, um einen Fokuspunkt zu verändern, hat auf kurz oder lang nicht mehr den Spaß an der Fotografie, den er haben könnte. Und darunter leidet die Qualität der Fotografie.
Klar – es ist der Fotograf, der über den Bildausschnitt entscheidet und den Auslöser drückt, aber die Leichtigkeit, die die Fujifilm X-Pro2 mit sich bringt, die Einfachheit, wie sich zum Beispiel Fokuspunkte auswählen lassen, die Zuverlässigkeit, mit dem das System auch bei Regenschauern funktioniert und gleichzeitig dieser unprofessionelle, aber unglaublich schöne Retro-Look, der mich in Situationen fotografieren lässt, die vorher kaum möglich waren, erleichtern die Arbeit und verbessern die Ergebnisse. Und ich muss zugeben: Zu Beginn habe ich dem System nicht vertraut. Wie kann die gleiche Qualität bei mehr Bedienkomfort in eine kleinere und leichtere Kamera passen als in die Spiegelreflex, die ich vorher genutzt habe? Zuerst hatte ich immer zwei Systeme auf den Terminen dabei, weil ich den Job meiner spiegellosen Fuji nicht zugetraut habe. Dann hat es die Spiegelreflex nur noch ins Auto geschafft. Und irgendwann ist sie gleich zu Hause geblieben, weil ich bessere Ergebnisse mit meiner Fuji erzielen konnte als mit meiner Spiegelreflex.

Nehmen wir die journalistische Reportagefotografie, die ich im Auftrag von Zeitungen wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Magazinen wie dem stern, erstelle: Immer wieder brechen wir Fotojournalisten in Alltagssituationen ein, möchten aber möglichst ungestellt und unverändert das „echte Leben“ mit unseren Kameras festhalten. Hier Equipment zu haben, das lautlos funktioniert und das nicht aufgrund seiner Größe eine größere Distanz als nötig zu den Protagonisten aufbaut, ist immens wichtig. Daher fotografiere ich auch gerne mit den Festbrennweiten: Sie sind kleiner und leichter als die Zoom-Objektive und ermöglichen es mir, durch die offene Blende, Fotos besser zu gestalten und Ordnung in manches bildliche Chaos zu bringen.

Und ich vertraue der Technik in meiner Kamera: Lediglich die Blende stelle ich selbst ein – ich lasse von der Kamera den ISO-Wert und die Belichtungszeit ermitteln. Dazu habe ich drei Voreinstellungen angelegt, zwischen denen ich wechsele. So kann ich mich allein auf den optischen Bildaufbau und bei Porträtaufträgen meine Protagonisten konzentrieren und kontrolliere lediglich die Blende.

Zusätzlich zeigt mir der Elektronische Viewfinder direkt das Bild so an, wie ich es später auf dem Display sehe. Mögliche Fehlbelichtungen sind dadurch quasi Geschichte. Durch die Schnelligkeit des Viewfinders benötige ich auch nur selten den optischen Sucher. Diese Möglichkeit, einen optischen Sucher zu haben, nutze ich nur dann, wenn ich mit einer Blitzanlage fotografiere oder ich Objekte habe, die sich erst in mein Bild bewegen. Durch den optischen Sucher sehe ich sie dann schon, bevor sie in meinem tatsächlichen Bildausschnitt sind.

Auch wenn ich Hochzeiten fotografiere, ist die X-Pro2 mein liebster Begleiter. Dabei sind die beiden SD-Karten-Slots ein Segen! Sicher zu stellen, die Fotos zu haben, auch wenn mal eine Speicherkarte ihren Geist aufgeben sollte, ist unbezahlbar. Zudem kann ich mit der X-Pro2 Fotos über die Fuji-App direkt auf mein iPhone übertragen und versenden. Und nicht nur im Journalismus ist Schnelligkeit das A und O. Dem Brautpaar direkt Fotos mitgeben zu können, ist ein Geschenk.

Die meisten meiner Brautpaare sind es nicht gewohnt, fotografiert zu werden. Und es nimmt vielen die Angst vor der Kamera, wenn sie hinter der Kamera auch noch einen Menschen sehen und dieser nicht komplett hinter Equipment verschwindet. Sie sind lockerer und unbefangener. Klar werde ich auch manchmal gefragt, ob ich denn ein Profi sei, haben doch manche Gäste einen Fuhrpark an Kameras und Objektiven um sich hängen, der die Größe und das Gewicht von meinem Equipment schnell übersteigt. Aber am Ende sind für das Brautpaar die Ergebnisse wichtig. Sie engagieren mich, weil sie sehr gute Fotos haben möchten und nicht weil mein Equipment möglichst teuer aussieht.