01.10.2019

Hier kommt die Sonne – Ein Leitfaden zum Fotografieren von Sonnenstrahlen

In der Fotografie dreht sich alles um das Licht. Als Landschaftsfotografen sind wir ständig auf der Suche nach interessanten und eindrucksvollen Lichtverhältnissen. Ohne sie können unsere Bilder langweilig und glanzlos sein – aber wenn Mutter Natur ihre Magie ausübt, verändert sich die Landschaft und wir können atemberaubende Bilder aufnehmen.

Am liebsten fotografiere ich gegen die Sonne, um die interessanten Sonnenstrahlen und wunderschöne Aufnahmen mit Gegenlicht einzufangen. Obwohl dies allem widerspricht, was wir zu Beginn unserer fotografischen Reise einmal gelernt haben, können mit dieser Technik Formen, Linien und Silhouetten hervorgehoben und festgehalten werden, die zu beeindruckenden Bilder führen.

Hier finden Sie einige Tipps und Tricks, um stimmungsvolle Bilder mit der Sonne aufnehmen zu können.

  • FUJIFILM X-T2 + XF16-55mmF2.8 R LM WR – 1/60 Sek., F11, ISO 200

  • FUJIFILM X-Pro2 + XF56mmF1.2 R – 1/125 Sek., F11, ISO 1250

 

Wetter

Wenn Sie Sonnenstrahlen fotografieren möchten, dann brauchen Sie zuerst einmal Sonnenlicht. Sonnenstrahlen sind besonders deutlich zu sehen, wenn sie durch Staub oder Nebel gestreut werden. Allerdings sollte der Nebel nicht zu leicht oder stark sein: Bei sehr leichtem Nebel werden die Sonnenstrahlen nicht stark genug gestreut, um einen Effekt zu sehen, und wenn es zu neblig ist, sehen Sie nichts. Der Herbst und der Frühling bieten oft die besten Wetterbedingungen. Schauen Sie sich am besten die Wettervorhersage an. Strahlender Sonnenschein nach einem Regenschauer bietet beste Voraussetzungen.

  • FUJIFILM X-E2S + XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS – 1/180 Sek., F6.4, ISO 800

 

Uhrzeit

Die besten Wetterbedingungen sind in der Regel am frühen Morgen, am späten Nachmittag oder am frühen Abend. Dadurch, dass die Sonne im Winter nicht sehr hoch steht, verlängert sich die Zeitspanne zum Fotografieren.

Komposition

Versuchen Sie beim Fotografieren gegen die Sonne einen Winkel von ca. 45 bis 180 Grad einzuhalten. Setzen Sie die Sonne teilweise oder ganz hinter einen Baum oder einem anderen Objekt. Offene Bereiche, die dank der Strahlen mit Licht durchflutet werden, sind außergewöhnliche Fotomotive. Wechseln Sie öfter den Bildausschnitt, Bildaufbau und Ort. Doch arbeiten Sie schnell, gute Bedingungen halten in der Regel nie lange an.

  • FUJIFILM X-T2 + XF10-24mmF4 R OIS – 1/25 Sek., F11, ISO 200

 

Technik

Sie können mit jedem Objektiv fotografieren. Ihre Wahl ist abhängig davon, welchen Bildwinkel Sie einfangen möchten. Obwohl auch Weitwinkelaufnahmen denkbar sind, präferiere ich Objektive mit einer größeren Brennweite, um weit entfernte Motive formatfüllend abzubilden und Details herauszuarbeiten. Auf Grund ihres einfacheren Aufbaus eignen sich Objektive mit einer Festbrennweite besser als Zoomobjektive, da sie Streulicht effektiv reduzieren. Um die Wirkung der Sonnenstrahlen zu maximieren, verwenden Sie ein Stativ. Achten Sie darauf, dass keine störenden Elemente in Ihrem Bildausschnitt auftauchen.

Wählen Sie einen niedrigen ISO-Wert für die beste Bildqualität. Wenn Sie im RAW-Format fotografieren, erhalten Sie mehr Flexibilität bei der Nachbearbeitung. Verwenden Sie eine kleinere Blende, wie beispielsweise F11, um die Schärfentiefe zu erhöhen und die Sonnenstrahlen durch die stärkere Beugung hervorzuheben.

In Situationen, in denen Sie gegen das Licht fotografieren, kann aufgrund des vorhandenen und großen Dynamikbereichs eine Messung schwierig sein. Wenn Sie beispielsweise eine dunkle Waldfläche fotografieren wollen, wird die automatische Belichtungsmessung den Bereich der Sonnenstrahlen überbelichten, sodass jegliche Zeichnung verloren geht. Um jedoch die Details in den Lichtern bzw. der Sonnenstrahlen zu erhalten, muss die Belichtung der Sonnenstrahlen korrekt sein. Verloren gegangene Details in den Schatten können später mit Hilfe einer entsprechenden Software wieder hergestellt werden. Normalerweise fotografiere ich im manuellen Modus oder in der Zeitautomatik (A) mit Blendenvorwahl und nutze die Belichtungskorrektur. So kann die Belichtung exakt auf die Lichter abgestimmt werden. Die genauen Einstellungen variieren natürlich, aber versuchen Sie es mit einer Belichtungskorrektur von -1 oder -2 und überprüfen Sie dabei Ihr Histogramm. Wenn Sie sich bei der Belichtung nicht sicher sind, können Sie jederzeit eine Belichtungsreihe erstellen, indem Sie im Menü Ihrer Kamera die Option AE-Belichtungsreihe auswählen.

Eine weitere Option ist die Verwendung von Grauverlaufsfilters, um die Belichtung des Vordergrundes und des Gegenlichts auszugleichen. Da der Dynamikbereich wahrscheinlich sehr groß sein wird, müssen Sie möglicherweise 2 Filter verwenden. Für den besten Effekt ordnen Sie diese leicht versetzt an.

Polarisationsfilter eignen sich hervorragend, um Spiegelungen zu reduzieren und Kontraste zu verstärken. Sie müssen jedoch vorsichtig beim Verwenden dieses Filters sein, um Streulicht zu vermeiden – insbesondere wenn Sie Weitwinkelobjektive verwenden. Stern- und strahlenförmige Effekte werden aus kleinen punktuellen Lichtquellen erzeugt. Obwohl die Sonne früh morgens und spät abends, wenn sie tief steht, keine kleine Lichtquelle ist, kann der Fokus für unsere Bilder auf die Sonne gelegt werden. Um sternförmige Effekte zu erzeugen, wählen Sie eine kleine Blende, wie zum Beispiel F16 oder F22. Wenn die Sonne teilweise verdeckt wird, verstärkt sich der Effekt. Versuchen Sie also Ihren Bildausschnitt so zu wählen, dass die Sonne durch einen Baum oder ein anderes Objekt verdeckt wird. Im Anschluss daran bewegen Sie die Kamera leicht in eine Richtung bis die Sonne herausschaut.

  • FUJIFILM X-E3 + XF16-55mmF2.8 R LM WR – 1/4 Sek., F16, ISO 200

Wenn die Sonne tief steht, aber nicht sichtbar ist, kann das Licht eine wunderbare Atmosphäre erzeugen, insbesondere bei tief stehendem Nebel. Halten Sie Ausschau nach Objekten wie Bäumen, Zäunen oder Menschen, die spazieren gehen. Bei diesen Wetterbedingungen bevorzuge ich Objektive, wie das XF55-200mmF3.5-4.8 oder XF50-140mmF2.8, um Details formatfüllender abzubilden. Stellen Sie sicher, dass ausreichend Zeichnung in den Lichtern erhalten bleibt.

Denken Sie daran Objektive und Filter sauber zu halten, da das Fotografieren gegen die Sonne nicht viel verzeiht. Staub oder fettige Fingerabdrücke werden sichtbar und beeinträchtigen das Bild. Es ist immer gut, wenn Sie Orte in Ihrer Nähe kennen, an die Sie gehen können, wenn die Wetterbedingungen stimmen. Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge, bereiten Sie Ihre Ausrüstung vor und nutzen Sie das vorhandene Licht, um fantastische, von der Sonne geküsste Bilder aufzunehmen.

Zum Schluss eine Gesundheitswarnung: Gehen Sie beim Fotografieren der Sonne äußerst vorsichtig vor und schauen Sie nicht direkt in die Sonne. Nutzen Sie eine DSLR, sollten Sie auf keinen Fall durch den Sucher direkt in die Sonne schauen, da schon ein kurzer ungeschützter Blick durch den Sucher zu bleibenden Augenschäden führen kann. Wenn Sie eine spiegellose Kamera verwenden, sehen Sie im Sucher lediglich das Bild der Sonne. Achten Sie auch darauf, dass Sie Ihren Sensor nicht über einen längeren Zeitraum der Sonne aussetzen.

  • FUJIFILM X-T2 + XF16-55mmF2.8 R LM WR – 1/160 Sek., F8, ISO 200