04.01.2020

Tipps zum Aufnehmen stimmungsvoller Wintermotive

  • Das richtige Motiv

  • An stimmungsvollen Motiven wird es im Winter nicht fehlen. Allerdings sollten Sie schnell sein, denn das gewünschte Licht oder der mystische Nebel sind möglicherweise nur für Minuten oder sogar Sekunden vorhanden. Von weitläufigen Landschaften mit einzelnen Bäumen oder Scheunen bis hin zu detaillierten Aufnahmen von gefrorenem Gras, Eiszapfen oder Blasen unter dem Eis – die Motive im Winter sind schier unendlich.
    Es ist das raue Wetter, das diese besonderen Momente schafft. Dunst und Nebel trennen Motive von ihrem Hintergrund und schaffen eine mystische Stimmung. Mit Raureif besetzte Gräser und Bäume, die von der Morgensonne angestrahlt werden, sehen umwerfend aus. Aber auch die Reflexionen eines Sonnenuntergangs auf stillem Wasser oder eine schneebedeckte Landschaft sind großartige Motive.
    Eine einfache, minimalistische Komposition, bei der das Motiv vor einem weißen Hintergrund positioniert wird, kann ein Gefühl von Isolation und Kälte vermitteln. Mauern und Zäune, die aus dem Schnee herausragen, können dabei als Linien fungieren, welche die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv lenken.

  • Mit dem gezielten einbinden einiger farbiger Elemente können Sie eine positivere Stimmung erreichen. Auch das Konvertieren in monochrome Farben funktioniert sehr gut und betont die Form und Textur des Motivs.
    Denken Sie neben winterlichen Landschaften auch an urbane Motive, an die nassen Straßen einer Stadt, die die lebhaften Lichter der Läden und Autos funkelnd reflektieren und an die Menschen, die gemütlich durch die Straßen schlendern. Die einzige Grenze für stimmungsvolle Aufnahmen liegt in Ihrer Vorstellungskraft.

  • Der richtige Zeitpunkt

  • Auch im Winter eignen sich die Morgen- und Abendstunden am besten zum Fotografieren. Das Schöne ist jedoch, dass Sonnenauf- und -untergang zu humanen Zeiten stattfinden. Wenn Sie nach einer verschneiten Nacht morgens früh unterwegs sind, können Sie die unberührte Natur ohne Spuren im Schnee vorfinden. Starker Frost kann magische Bilder erzeugen – doch Sie müssen früh fotografieren, da bei Sonnenaufgang alles schnell schmilzt.

  • Die richtige Vorgehensweise

  • Sie können tolle Bilder aufnehmen, unabhängig davon welche Kamera oder Objektive Sie haben. Das Wichtigste ist, dass Sie Ihre Ausrüstung schützen und wissen, wie Sie die Herausforderungen des Winters meistern.
    Der wichtigste Faktor beim Fotografieren von Schnee und Nebel ist die richtige Belichtung, insbesondere wenn Sie JPEGs aufnehmen. Nebel und Schnee täuschen das Belichtungssystem Ihrer Kamera, weshalb Ihre Bilder stumpf und grau aussehen können. Um dies zu vermeiden und in Ihren Bildern Schnee weiß erscheinen zu lassen, müssen Sie zwischen 1,5 und 2 Blendenstufen überbelichten.
    Eine meiner Lieblingsfunktionen bei den neuesten Kameras der X Serie von FUJIFILM ist die benutzerdefinierte Einstellung der Belichtungskorrektur. Mit dem Belichtungskorrekturrad in der „Custom“-Position können Sie die Belichtung bis zu +/- 5 Stufen korrigieren und dabei das vordere Einstellrad verwenden – eine wirklich benutzerfreundliche Funktion. Alternativ hierzu können Sie auf ein neutrales Grau (z. B. einen Stein) fokussieren, die Belichtung speichern und mit der gespeicherten Belichtung Ihr Motiv aufnehmen.
    Verwenden Sie immer das Histogramm, um Ihre Belichtung zu überprüfen und sicherzustellen, dass so viele Details wie möglich abgebildet werden.
    Wenn die Lichtverhältnisse sehr schwierig sind, dann sollten Sie mit einer Belichtungsreihe arbeiten und im Aufnahmemodus +/- 1 einstellen. Stellen Sie sicher, dass Sie ein Stativ verwenden und die AE-Belichtungsreihe ausgewählt haben.
    Eine weitere großartige Funktion der FUJIFILM Kameras ist die Erweiterung des Dynamikbereichs, mit der Sie kontrastreiche Szenen meistern. Die Kamera schützt dabei helle Bereiche vor Überbelichtung und nutzt zugleich eine hohe ISO-Empfindlichkeit, um dunkle Bereiche besser zu erfassen und aufzuhellen. So bleiben Details in den Lichtern und Schatten erhalten. Für eine einfache Erweiterung des Dynamikbereichs müssen Sie ISO 320/400 und für eine zweifache Erweiterung des Dynamikbereichs ISO 640/800 auswählen. Oder Sie nutzen Auto ISO mit mindestens ISO 320/400 bzw. 640/800. Es funktioniert wirklich gut und ich empfehle, es auszuprobieren – insbesondere wenn Sie JPEGs aufnehmen.
    Der Autofokus unserer Kamera funktioniert unter anderem durch das Erkennen von Kontrasten. Da Schnee und Nebel aber eher kontrastarme Szenen sind, wird der AF Schwierigkeiten haben, den Fokus zu finden. In diesen Situationen wechsle ich in den manuellen Fokus und verwende das Fokus Peaking, welches auf Highlights Rot eingestellt ist. Alle rot leuchtenden Lichter zeigen die scharfgestellten Bereiche an. Eine wunderbare Hilfe für eine perfekte Fokussierung.
    Viele Landschaftsfotografen nehmen mit Blendenpriorität auf, da die Verschlusszeit bei Verwendung eines Stativs normalerweise keine große Rolle spielt. Wenn Sie jedoch aus der Hand fotografieren oder Schnee fällt, ist die Verschlusszeit ein wichtiger Faktor. Längere Verschlusszeiten lassen fallenden Schnee als weiße Streifen erscheinen, die sich für einen kreativen Effekt eignen. Um diese Streifenbildung jedoch zu vermeiden, sollten Sie mit einer Verschlusszeit von mindestens 1/60 oder 1/125 Sekunde aufnehmen. Bei einen Schneesturm benötigen Sie möglicherweise eine noch kürzere Verschlusszeit.
    Wenn Sie Filter verwenden, dann sollte ein Polfilter nicht fehlen. Er eignet sich hervorragend, um Kontraste zu verstärken. Einen hellblauen Himmel dunkelt er z.B. so ab, dass Wolken schneeweiß erscheinen und stark hervorstechen. Achten Sie jedoch darauf, nicht zu stark zu polarisieren. Probieren Sie dazu zunächst den maximalen Effekt aus und verringern diesen solange, bis Sie eine realistische Wiedergabe des Motivs erhalten. Denken Sie auch daran, dass Polfilter am besten funktionieren, wenn sich das Motiv in einem Winkel von 90 Grad zur Sonne befindet. Beachten Sie, dass Polfilter Vignettierungen verursachen können, wenn Sie extrem weitwinklige Objektive verwenden.
    Eine andere nützliche Filtervariante sind Grauverlaufsfilter. Diese sind in der Regel mit einer Abdunkelung von bis zu drei Blendenstufen erhältlich und werden verwendet, um hellere Bereiche des Motivs, wie bspw. Himmel oder Wasser, abzuschwächen und so eine ausgewogene Belichtung zu erzielen. Beachten Sie jedoch, dass der Himmel in der Regel heller sein sollte als der Vordergrund. Es sollte nicht offensichtlich sein, dass Sie einen Filter verwendet haben.

 

 

  • Schützen Sie Ihre Ausrüstung

  • Ein kritischer Faktor beim Fotografieren im tiefen Winter ist der Schutz Ihrer Ausrüstung vor Feuchtigkeit und Temperaturveränderungen, um Kondensation auf und in Ihrer Ausrüstung zu vermeiden.
    Auch wenn Sie über wetterbeständige Gehäuse und Objektive verfügen, sollten Sie Ihre Ausrüstung sorgfältig behandeln, um Probleme zu vermeiden.
    Die Kamera draußen bei Kälte zu benutzen, ist kein Problem. Achten Sie darauf, Ihre Ausrüstung keinen schnellen und großen Temperaturänderungen auszusetzen. Verstauen Sie Ihre kalte Kamera lieber in der Kameratasche oder lassen Sie sie draußen, anstatt sie in Ihre warme Jacke zu stecken. Vermeiden Sie, die Rückseite der Kamera zu stark der Atemluft auszusetzen.
    Wenn Sie sich im Laufe des Tages in eine warme Umgebung begeben, bspw. zum Mittagessen in ein Lokal, dann lassen Sie Ihre Ausrüstung am besten im Kofferraum. Wenn Sie das nicht können, dann verstauen Sie die Kamera und das Objektiv am besten in einem luftdichten Beutel, bis sich die Temperaturen angeglichen haben. Ein Gefrierbeutel mit Ziplock eignet sich hierfür besonders gut.
    Sollte sich Kondenswasser auf Ihrem Gerät niederschlagen, wischen Sie es mit einem Leder- oder Mikrofasertuch ab, nehmen Sie den Akku heraus, und lassen Sie ihn von selbst auf Umgebungstemperatur kommen.
    Bei Schnee oder Regen schützt eine Gegenlichtblende das Objektiv. Achten Sie dennoch darauf, dass Sie die Frontlinse regelmäßig überprüfen und reinigen. Als wasserdichte Abdeckung können Sie eine einfache Duschhaube verwenden – also auf der Kamera!
    Kälte verringert die Batterielaufzeit. Stellen Sie daher sicher, dass Sie mehrere vollgeladene Ersatzakkus dabei haben und diese in Ihrer Jacke aufbewahren, um deren Laufzeit zu verlängern.

  • Persönlicher Komfort

  • Es ist wichtig, dass Sie sich beim Fotografieren voll und ganz auf die Fotografie konzentrieren können und nicht abgelenkt sind, weil Ihnen kalt ist. Bereiten Sie also nicht nur Ihre Ausrüstung, sondern auch sich selbst auf das Shooting vor.
    Die Wahl der passenden Kleidung ist jedoch nicht leicht. Oft stehen wir lange in der Kälte bevor wir mit unserem Auto zur nächsten Location fahren. Zum Warmhalten eignet sich am besten das Zwiebel-Prinzip mit mehreren Lagen: Eine gute Basis aus Merinowolle, die die Feuchtigkeit vom Körper fernhält, unter einem hochwertigen und wärmenden Fleece und einer Daunen- oder Synthetikjacke haben sich bewährt. Dazu empfehle ich noch eine wasserdichte Jacke, die Sie überziehen können, wenn Sie sich draußen aufhalten.
    In der Regel frieren unsere Gliedmaßen am schnellsten. Mütze, Handschuhe, warme Socken und Stiefel sind deshalb ein Muss. Ich trage eine Wintermütze mit Ohrenklappen und Schirm, um meine Brille vor Schnee und Regen zu schützen.
    Um meine Hände warm zu halten, habe ich bereits fingerlose Handschuhe, Fäustlinge und etliche andere Arten von Handschuhen ausprobiert. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtige Kombination zu finden: Sie sollen warm halten und gleichzeitig so flexibel sein, dass ich meine Kamera noch uneingeschränkt bedienen kann. Im Moment trage ich unter meinen MacWet Handschuhen, die auch von BBC-Kameraleuten verwendet werden, Innenhandschuhe aus Seide. Wenn es kälter wird, trage ich ein dickeres Paar Handschuhe mit griffigen Fingern und Handflächen.

  • Das Mitführen eines kalten Metallstativs ist im Kampf gegen die Kälte nicht gerade hilfreich. Manche Stative sind mit Schaumstoffgriffen ausgestattet, meines nicht. Ich nutze daher einen weichen Neoprenwickel am oberen Teil eines der Beine. Als günstigere Alternative können Sie auch eine Rohrisolierung aus dem Baumarkt verwenden.
    An meinen Füßen trage ich hochwertige Wollsocken und Wanderschuhe mit dicker Sohle, um mich vor dem kalten Boden zu schützen.
    Das Mitführen teurer Kameraausrüstung auf Schnee und Eis ist immer eine riskante Angelegenheit. Um potenzielle Probleme zu vermeiden, packe ich meine Kamera nach einem Shooting immer ein und schnalle mein Stativ an meiner Tasche fest, sodass meine Hände frei bleiben. Einige Leute benutzen gerne Trekkingstöcke, um an steilen Hängen zusätzliche Stabilität zu haben.

  • Sicherheit geht vor

  • Bei Landschaftsaufnahmen sind die besten Standorte oft ziemlich abgelegen. Hinzu kommt, dass sich das Wetter im Winter sehr schnell ändern kann. Ein Ausrutschen oder Sturz unter diesen Bedingungen kann schwerwiegende Folgen haben. Neben der bereits genannten passenden Kleidung, habe ich immer eine Stirnlampe, eine Pfeife, eine Karte, einen Kompass, eine Erste-Hilfe-Tasche und ein Handy dabei. Allerdings macht das Handy oft gar keinen Sinn, da häufig kein Empfang vorhanden ist.
    Ich nehme außerdem ein paar Snacks und eine Thermoskanne mit einem heißen Getränk mit. Mein Zippo-Handwärmer kommt dann zum Einsatz, wenn es sehr kalt ist und ich dringend einen Wärmeschub benötige. Wenn Sie sich auf eigene Faust in die Wildnis begeben, dann teilen Sie jemandem mit, wohin Sie wollen und wann Sie in etwa zurückkehren möchten.

  • Bildbearbeitung

  • Sobald Sie ausreichend Bilder aufgenommen haben, gehen Sie ins Warme, trinken einen Kaffee, entspannen sich und genießen die Bearbeitung Ihrer Bilder. Versuchen Sie Ihre Gefühle, die Sie während des Fotografierens empfunden haben, oder die Sie mit dieser Aufnahme vermitteln möchten, herauszustellen. Wenn ich mit Lightroom arbeite, überprüfe ich zuerst die Belichtung. Dazu schaue ich mir das Histogramm an und stelle sicher, dass weiße Töne hell dargestellt werden und Zeichnung in den Lichtern vorhanden ist. Anschließend nehme ich dann mit den entsprechenden Reglern eine Feinabstimmung dieser Bereiche vor.
    Als nächstes überprüfe ich den Weißabgleich. Grundsätzlich gefällt mir der Weißabgleich der FUJIFILM Kameras sehr gut. Allerdings kann es sein, dass Nebel-, Schnee- oder Eisaufnahmen Anpassungen erfordern. Meistens ist das bei strahlend blauem Himmel oder an einem bewölkten Tag notwendig. Dann kann es vorkommen, dass die Bilder zu warm aussehen. Bewegen Sie den Weißabgleich einfach nach links, um eine natürlichere Farbe zu erhalten. Bildern mit überwiegend hellen Farbtönen, insbesondere bei bedecktem Himmel, mangelt es häufig an Farbintensität und Farbtiefe. Das können Sie mit den Reglern für Klarheit und Dynamik bearbeiten. Der Klarheit-Regler erhöht die Kontraste und verleiht dem Bild mehr Lebendigkeit und Wirkung. Achten Sie darauf, dass Sie dies nicht zu stark erhöhen, da sonst an kontrastreichen Rändern Farbsäume auftreten können. Verwenden Sie die Regler “Dynamik” und “Sättigung” mit größter Sorgfalt, um einen natürlichen, realistischen Bildeindruck zu erzielen. Ich verwende selten den Sättigungsregler, der allen Farben Sättigung mehr verleiht. Eine geringfügige Anhebung der Dynamik, die die Intensität der weniger gesättigten Töne erhöht, kann Ihrem Bild jedoch mehr Wirkung geben. Egal, ob Sie auf dem Land oder in der Stadt sind, laden Sie Ihre Batterien auf, packen Sie sich warm ein, gehen Sie raus und genießen Sie das schöne Winterwunderland!

    Weitere Bilder von Chris finden Sie auf seiner Website unter www.chrisuptonphotography.com