25.10.2019

Porträts mit der FUJIFILM GFX 50S vor Ort aufnehmen

Wenn ich für ein Porträtshooting engagiert werde, lässt sich meine Arbeit grob in zwei Kategorien unterteilen: Manchmal besteht ein Auftrag darin, das Modell in seiner gewohnten Umgebung zu porträtieren und seine individuelle Geschichte, sein gewohntes Umfeld oder auch seine Arbeit darzustellen. Für diese Art von Porträts, die möglichst unaufdringlich fotografiert werden sollten, eignen sich meine FUJIFILM X-T2 und X-Pro2 ideal. Für aufwendigere Aufträge im Studio, bei denen das Modell posiert, ist es großartig das Mittelformatkamerasystem GFX zur Verfügung zu haben. Lasst mich erklären warum…
Wenn ich beim Porträt-Shooting meine Ausrüstung nicht tragen muss, leise sein muss oder bei sehr schlechten Lichtverhältnissen fotografieren muss, bevorzuge ich meine GFX Kamera. Der Hauptgrund dafür ist die Bildqualität, die so gut ist, dass es süchtig macht. Der Detailreichtum in den Bildbereichen, auf die fokussiert wurde, ist unglaublich. Außerhalb des Tiefenschärfebereichs begeistert ein wunderschönes Bokeh. Entscheidend ist der fließende Übergang zwischen den scharfen und unscharfen Bereichen. Er verleiht den Bildern eine gewisse Dreidimensionalität. In der Vergangenheit habe ich gerne mit dem Rollfilm 120 fotografiert. Es freut mich sehr, dass ich diesen Look nun endlich auch digital erhalte. Kombiniert man dies mit dem unglaublichen Dynamikumfang und den wunderschönen Farben und Tönen, dann ist, wenn ich gutes Licht habe (oder einen Blitz verwenden kann), die Bildqualität des GFX Systems kaum zu übertreffen. Auch das Bildformat 60 x 45 habe ich immer geliebt, sowohl für die Landschafts- als auch für die Porträtfotografie. Dadurch, dass die GFX so kompakt und leise ist, habe ich nie das Gefühl, dass meine Modelle abgelenkt werden.

  • Ein Spezialist von Christies Auktionshaus mit Audrey Hepburns Habseligkeiten. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F4.5 | 1 / 125Sek. | ISO 200

 

Standort bestimmen

Vor einem Shooting frage ich nach Bildern der Location oder einer groben Beschreibung, damit ich weiß, was mich erwartet. In der Regel treffe ich eine Stunde bevor mein Modell bereit ist, in der Location ein, damit ich genug Zeit zum Vorbereiten habe. Wenn ich mit meiner GFX vor Ort bin, muss ich mich entscheiden, wo ich meine Porträts aufnehmen möchte. Dabei stelle ich mir die Frage, was sich gut mit meinem Modell verbinden lässt und ob eine interessante oder ästhetische Ergänzung möglich ist. Ich versuche Objekte, die ablenken oder weniger attraktiv sind, in meinem Bildausschnitt zu vermeiden.
Für den Anfang starte ich gerne mit meiner Kamera auf einem Stativ, damit ich mein Modell sehr präzise erfassen kann. Das Arbeiten mit der GFX 50S ist ein entschleunigter Prozess. Wenn es für ihr Modell kein Problem ist, dann sollten Sie sich Zeit nehmen, um sorgfältig und überlegt zu arbeiten. Ihre Bilder werden dafür umso ausdrucksstärker sein. Später können Sie immer noch die Kamera vom Stativ nehmen und aus der Hand fotografieren. Mit dem spiegellosen GFX System gelingt dies besser als mit jeder anderen Mittelformatkamera. Entscheiden Sie sich für einen Bildausschnitt und prüfen Sie, ob sich nichts Störendes darin befindet. Wenn Ihr Modell schüchtern ist, lassen Sie es sich auf etwas setzen oder an etwas lehnen, um natürlicher und entspannter zu wirken.

  • Das Original-Drehbuch von Breakfast at Tiffany’s mit den handgeschriebenen Notizen von Audrey Hepburn. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F4.5 | 1 / 125Sek. | ISO 200

 

Analysieren Sie die Beleuchtung

Sobald ich das Setup und den Ort der Aufnahme festgelegt habe, schaue ich mir die vorhandene Beleuchtung an und entscheide, ob ich sie ergänzen muss. Wichtig hierbei ist, dass ich sowohl mein Modell als auch die Umgebung bis zu einem gewissen Grad beleuchten muss. Ich bringe oft nur einen Blitz mit Schirm und Streuscheibe mit, damit ich es schnell aufstellen und meinem Modell bei Bedarf etwas schmeichelhaftes Licht geben kann. Für dieses zusätzliche Licht verwende ich meist einen Gelfilter, um es an die Farbe des vorhandenen Lichts anzugleichen, und passe auch die Helligkeit an die Umgebung an, sodass es sich nahtlos einfügt. Ich möchte immer die Lichtstimmung des Standortes bewahren, auch wenn ich einen kleinen zusätzlichen Blitz verwende.

  • David Beckham und Daniel Kearns von Kent & Curwen. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F7.1 | 1 / 125Sek. | ISO 800

 

Kamera einstellen

Nachdem meine Entscheidung über Komposition und Beleuchtung gefallen ist, steht noch die Einstellung meiner Kamera aus. Das Mittelformat hat im Vergleich zum 35mm Format bei gleicher Blende eine geringere Schärfentiefe. Möchten Sie die Umgebung oder einen interessanten Hintergrund miteinbeziehen, dann sollten Sie mit einer kleinen Blende fotografieren, um so den Bereich der Schärfentiefe zu vergrößern. Als nächsten müssen Sie sich für ein Objektiv entscheiden. Sie können natürlich auch mehrere verwenden. Der Vorteil bei nur einem Objektiv ist, dass Sie sich effizient aufs Fotografieren konzentrieren können. Verwenden Sie mehrere Objektive ist die Auswahl der Bilder im Anschluss größer. Meine Favoriten sind das GF45mm, GF63mm und das GF110mm. Wenn die Zeit es erlaubt, versuche ich mit jedem Objektiv Aufnahmen zu erstellen.

  • Designer Molly Goddard at the V&A Museum. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F5.6 | 1/125 Sek. | ISO 80

 

  • Designerin Molly Goddard im V & A Museum. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F11 | 1 / 125Sek. | ISO 400

 

Zeit zu fotografieren

Nun ist es an der Zeit das Modell zu fotografieren. Wie bereits erwähnt, beginne ich mit einer auf einem Stativ montierten Kamera. So ist der Bildausschnitt festgelegt und ich kann mich ganz auf das Modell konzentrieren. Ich mache gerne ein paar Aufnahmen, bei denen mein Modell direkt in die Kamera oder nachdenklich zur Seite schaut. Sobald ich mit den Stativaufnahmen zufrieden bin, fotografiere ich noch aus freier Hand, um unterschiedliche Bildwinkel und Bildausschnitte festzuhalten.

  • Reza Merchant von The Collective. GFX 50S | GF63mmF2.8 | F3.2 | 1 / 320Sek. | ISO 640

 

Nachbearbeitung und Fazit

Nach dem Shooting importiere ich die Fotos, um eine Auswahl treffen zu können. Diese erfolgt entweder von dem Magazin, dem Modell selbst oder mir. Dank der überragenden Bildqualität meiner GFX ist die Nachbearbeitung der Bilder nicht mehr aufwändig. Meistens müssen nur Farbe und Kontrast etwas angepasst werden.
Die GFX hat sich schnell als ideale Kamera für mich entpuppt – sie ist die perfekte Ergänzung zu meinen Kameras der X Serie. Da die Bedienung ähnlich ist, kann man schnell vergessen, dass man mit Mittelformat fotografiert. Für Aufnahmen, bei denen mir die Schnelligkeit nicht wichtig ist, freue ich mich auf die maximale Bildqualität meines GFX Systems.

  • Catherine Wood, Kuratorin im Tate Modern. GFX 50S | GF110mmF2.8 | F4 | 1 / 125Sek. | ISO 250