06.04.2019

Makroaufnahmen von Blumen

Teil 1: Arbeiten im Freien

Makrofotografie kann überraschende Perspektiven und faszinierende Welten zeigen. Die Betrachtung von Makroaufnahmen mit ihrem Detailreichtum bringt uns immer wieder zum Staunen. Es lohnt sich also Techniken zu lernen, die helfen, bessere Nahaufnahmen zu machen. Bevor es mit dem Fotografieren losgeht, widmen wir uns zuerst den Grundlagen.

Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit einem Makroobjektiv. Da Makroobjektive vielseitig eingesetzt werden können, lohnt sich eine Investition. Das FUJINON XF60mmF2.4 R Makro z.B. eignet sich aufgrund seiner kurzen Brennweite und der großen Blende ausgezeichnet für Porträtaufnahmen. Das FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro ist für formatfüllende Porträts, Produktaufnahmen und Stillleben geeignet und bietet eine herausragende Qualität.

Nun aber wieder zurück zu den Nahaufnahmen: Bei Makroobjektiven hören Sie oft den Begriff „Abbildungsmaßstab“, wie beispielsweise 1:2 oder 1:1 (Lebensgröße). Dieser bezeichnet vereinfacht ausgedrückt die Größe, mit der das Objektiv das Motiv abbildet. Ein Makroobjektiv mit dem Abbildungsmaßstab 1:1 reproduziert zum Beispiel das Motiv mit seinen realen Abmessungen auf dem Bildsensor (Lebensgröße). Das Verhältnis 1:2 bedeutet, dass das Motiv mit halber Lebensgröße abgebildet wird. Das FUJINON XF60mmF2.4 R Makro bietet ein 1:2, das FUJINON XF80mmF2.8 R WR LM OIS Makro ein 1:1 Wiedergabeverhältnis.

Ein Ausflug in den Park wird Ihnen zeigen, dass Blumen ein ausgezeichnetes Motiv für eine Makroaufnahme sind. Sehen Sie selbst, was wir mit der FUJIFILM X-T3 und dem FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro alles aufgenommen haben:

Schritt 1: Auswahl des richtigen Blickwinkels

Bevor Sie mit dem Fotografieren starten, sollten Sie sich Gedanken über den richtigen Blickwinkel machen. Suchen Sie nach einzelnen Blumen oder kleinen Büscheln, die etwas Platz hinter sich haben, sodass Sie einen schönen unscharfen Hintergrund erzeugen können. Zudem sollte es sich am besten um einen geschützten Ort handeln, damit Ihr Motiv nicht durch den Wind bewegt wird. Häufig ist es von Vorteil, direktes Sonnenlicht zu vermeiden.

Am Wegesrand fanden wir eine Reihe leuchtender Traubenhyazinthen. Mehrere kleine Blütenköpfe gruppierten sich zu einem bunten, sich wiederholenden Muster und obwohl sie nur 2-3 cm lang waren, stellte das Motiv eine Herausforderung dar.

Schritt 2: Auf Augenhöhe

Die Traubenhyazinthen befanden sich sehr dicht am Boden. Um eine gute Bildkomposition zu erhalten, haben wir ein Stativ aufgestellt. Durch die Verwendung eines Stativs können Sie Ihre Kamera lange in der gleichen Position halten und verhindern selbst bei den langsamsten Verschlusszeiten ein Verwackeln der Kamera. Wenn Ihre X Serie Kamera über ein schwenkbares Display verfügt, kann dies die Bildkomposition in solchen Situationen vereinfachen. Durch die Drehung des Displays können Sie ohne Verrenkungen das Motiv von unten fotografieren.

Zudem sollten Sie die Verwendung eines Fern- oder Selbstauslösers in Betracht ziehen, um ein Verwackeln der Kamera zu vermeiden. Wir haben die FUJIFILM Camera Remote-App verwendet, um den Auslöser ohne Berührung der Kamera zu betätigen.

Schritt 3: Probeaufnahme

Für dieses Bild haben wir eine relativ kurze Verschlusszeit von 1/250 Sekunden verwendet, um leichte Bewegungen des Objekts abzufangen. Um die vollständige Kontrolle über den schärfsten Fokuspunkt zu erhalten, haben wir manuell fokussiert. Nach einer Testaufnahme sahen der Blickwinkel und die Bildkomposition bereits gut aus, allerdings war das Licht sehr hart und kontrastreich. So etwas kann passieren, wenn die Sonne scheint. An bewölkten Tagen findet sich deutlich besseres Licht. Aber es ist nicht alles verloren: Versuchen Sie es mit einem tragbaren Diffusor der das Licht abschwächt und den Kontrast sowie die Schatten reduziert.

Schritt 4: Weicheres Licht

Viel besser! Bei dieser Aufnahme hat der Diffusor zur Lichtqualität beigetragen, aber der Hintergrund scheint noch etwas zu stark im Fokus zu stehen. Eine unscharfe Kulisse könnte das Vordergrundmotiv noch besser isolieren. Öffnen Sie dazu die Blende vom aktuellen Wert F16.

Schritt 5: Bokeh – Die feine Unschärfe

Wir haben einen tollen Bokeh Effekt bei F8 erzielt. Der Hintergrund ist erkennbar, aber so weich, dass das (bereits scharfe) Hauptmotiv noch mehr hervorgehoben wird. Wenn Sie die richtige Kombination der Einstellungen gefunden haben, nehmen Sie kleine Anpassungen an Ihrem Standpunkt vor, um alternative Perspektiven aufzunehmen.

Schritt 6: Ein Stück näher kommen

Uns gefielen die sich wiederholenden Muster der winzigen Einzelblüten so sehr, dass wir noch näher an die einzelnen Blüten herangegangen sind. Für die extremen Nahaufnahmen nutzten wir das FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro. Um ein tieferes und gesättigteres Ergebnis zu erzielen, haben wir in den Velvia-Filmsimulationsmodus gewechselt. Es war jedoch schwierig, die Tonalität des intensiven Purpurs hervorzuheben, ohne zu stark zu belichten – ein häufiges Problem beim Fotografieren von Blumen.

Schritt 7: Verwenden von Color Chrome

Die Lösung war die Verwendung des Color Chrome-Effekts der FUJIFILM X-T3. Erst als wir das Ergebnis ein wenig genauer betrachteten, sahen wir einen Besucher auf dem Bild. Können Sie den kleinen Käfer sehen, der versucht, aus einem der Blütenköpfe zu gelangen? Das Auflösungsvermögen des FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro ist so gut, dass Sie sogar die Pollenkörner auf dem Rücken des Käfers erkennen können. Beeindruckend!

Teil 2: Fokus-Bracketing und Kombination der Aufnahmen

Eine der schwierigsten Aufgaben bei der Makrofotografie ist die Kontrolle über das, was im Fokus stehen soll und was nicht. Die Schärfentiefe (der scharfe Bild-Bereich vor und hinter der exakten Fokusebene) wird flacher, je mehr Sie sich Ihrem Motiv nähern. Im Nahbereich kann die Schärfentiefe selbst bei kleiner Blendenöffnung nur wenige Millimeter betragen.

Dieses Problem lässt sich gut durch Fokus Bracketing lösen: so nehmen Sie Einzelbilder mit leicht unterschiedlichen Fokuspunkten auf und erstellen aus dieser Kombination mithilfe einer Software (z.B. Photoshop) ein vollständig scharfes Bild mit perfekt durchgehender Schärfe. Früher waren hierfür spezielle Makro-Schienen erforderlich, die oben auf dem Stativ angebracht wurden und auf denen die Kamera vor- und zurück gleiten konnte. Viele Kameras der X Serie verfügen über ein automatisches Fokus Bracketing, mit der verschiedene Bilder bei unterschiedlichen Fokus-Entfernungen aufgenommen werden können.

Sobald das Fokus Bracketing erstellt wurde, können Sie die einzelnen Bilder in Ihrer bevorzugten Software zusammenstellen. Wir haben hierfür Photoshop verwendet, aber es gibt auch andere Lösungen, wie Affinity Photo oder Helicon Focus.

Schritt 1: Motiv-Auswahl

Bei dieser mehrere Zentimeter langen Iris ist es eine Herausforderung das Bild scharf zu stellen. Wir haben hier die Option „Fokus Bracketing“ der FUJIFILM X-T3 verwendet, um mehrere Bilder mit verschiedenen Fokus-Entfernungen aufzunehmen. Um sicher zu stellen, dass die Kamera an exakt der gleichen Position bleibt, haben wir unsere Kamera mit dem FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro auf ein Stativ montiert. Für ein präzises Fokus Bracketing ist es wichtig, dass die Position der Kamera nicht verändert wird.

Schritt 2: Manuelles fokussieren

Beim Fokus Bracketing wird der Fokusbereich schrittweise nach hinten in Richtung Unendlich bewegt. Als erstes müssen Sie auf den Punkt fokussieren, an welchem die Schärfe des Motivs beginnen soll. Wir haben dies manuell durchgeführt, wobei wir Fokus Peaking und MF Assist zur Unterstützung genutzt haben.

Schritt 3: Einrichten des Fokus Bracketing

Fokus Bracketing befindet sich im Menü AUFNAHME EINSTELLUNG > DRIVE-EINSTELLUNG > BKT-EINSTELLUNG. Scrollen Sie runter und wählen Sie FOKUS-BKT. Dort sehen sie drei Optionen: BILDER, SCHRITT und INTERVALL. • BILDER bestimmt die Anzahl der aufgenommenen Bilder zwischen dem Startpunkt und unendlich. • SCHRITT legt den Grad der Änderung der Fokusentfernung zwischen den einzelnen Bildern fest: Je größer die Zahl, desto mehr Änderungen gibt es. • INTERVALL lässt Sie eine Verzögerung zwischen den einzelnen Bildern einstellen, falls dies erforderlich ist.

Um die perfekte Kombination der Einstellungen zu finden, sind einige Versuche erforderlich. Die folgenden Überlegungen können dabei hilfreich sein: • Wenn der Schritt zwischen den Bildern abnimmt, erhöht sich die Anzahl der erforderlichen Bilder. • Wenn die Blende kleiner wird, verringert sich die Anzahl der benötigten Bilder. • Wenn die Motivvergrößerung zunimmt, erhöht sich die Anzahl der erforderlichen Bilder. • Wenn sich die Druck- / Bildgröße erhöht, erhöht sich die Anzahl der erforderlichen Bilder. Versuchen Sie beim Aufnehmen von Makroszenen die folgende Kombination als Ausgangspunkt: BILDER 50, SCHRITT 5, INTERVALL 2.

Schritt 4: Bereit zum Fotografieren

Stellen Sie Ihre Kamera im Aufnahmemodus auf Fokus Bracketing und schon kann es losgehen. Um Kameraverwacklungen zu vermeiden, lösen Sie entweder mit dem Selbstauslöser der Kamera (zwei Sekunden), mit einer kabelgebundenen Fernauslösung oder mit der FUJIFILM Camera Remote-App aus. Die Kamera erfasst automatisch die erforderliche Anzahl von Bildern und variiert dabei den Fokusabstand.

Schritt 5: Kombinieren der Ergebnisse

Wir haben die 50 JPEG-Bilder in Adobe Photoshop CS 2017 importiert, indem wir unter Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden… gegangen sind. Suchen und wählen Sie dann im Dialogfeld die 50 Bilder aus, die Sie importieren möchten. Photoshop importiert dann jedes Bild als separate Ebene in ein neues Dokument.

Schritt 6: Kombinieren von Bildern mit automatisch überblendeten Ebenen

Wählen Sie zum Scharfstellen der verschiedenen Ebenen alle Ebenen aus (indem Sie auf die erste Ebene in der Ebenen-Palette klicken und bei gedrückter Umschalttaste auf die letzte Ebene klicken). Wählen Sie dann BEARBEITEN > EBENEN AUTOMATISCH ÜBERBLENDEN. Wählen Sie die Option Bilder stapeln und klicken Sie auf OK. Abhängig von der Anzahl der Bilddateien und der Geschwindigkeit Ihres Computers kann dies einige Minuten in Anspruch nehmen.

Schritt 7: Letzte Anpassungen

Möglicherweise bemerken Sie einige kleine Störungen, die durch den Kombinationsprozess verursacht wurden. Sie können diese normalerweise korrigieren, indem Sie das Bild auf die Hintergrundebene reduzieren (Ebene > Auf Hintergrundebene reduzieren) und die Werkzeuge Kopierstempel und den Bereichsreparaturpinsel verwenden.