24.11.2021 Emily Endean

Goldene Momente

Emily Endean

I am a chaser of light, ocean addict and lover of nature. I enjoy being outside as much as possible. I absolutely love capturing the beauty of the world through my lens and chasing the light and the weather at its best, mainly around my home county of Dorset or wherever I can escape to. At the age of four, I moved to the beautiful seaside town of Bournemouth. It was not long after that I picked up my first camera and I became captivated by seizing moments through my lens. Following that, when I was given my first DSLR I was hooked! I am obsessed with the ocean. I mean obsessed! If I’m not photographing it from the shoreline then I’m neck-deep in it shooting on my Fujifilm X-T3 in an underwater housing. 

Sonnenuntergänge sind kitschig? Von wegen! Mit den Tipps von Emily Endean fängst du den goldenen Schimmer des letzten Tageslichts in magischen Bildern ein.

    • Morgens und abends herrschen traumhafte Lichtbedingungen. Der Himmel scheint zu glühen und die Landschaft erstrahlt in warmen, goldenen Farben. Da die Sonne nur knapp über dem Horizont steht, treffen ihre Strahlen in einem flacheren Winkel auf die Erde. Dabei legen sie eine etwas weitere Strecke durch die Atmosphäre zurück, in der sie von unzähligen Wassertröpfchen und Staubpartikeln gefiltert werden. Blaue und violette Wellenlängen des Lichtspektrums werden zerstreut, sodass die Farbtemperatur der Sonne sinkt und orangerote Farbtöne stärker hervortreten. Dieses farbenprächtige Naturphänomen zaubert eine einzigartige Stimmung, die bei Fotografinnen und Fotografen besonders beliebt ist.

      Die „Goldene Stunden“ am Morgen und Abend eines Tages sind aber nicht nur wunderschön, sondern leider auch schnell vergänglich. Das Spektakel aus warmen Farben und langen Schatten ist rasch vorüber. Wer diese magische Zeit für kunstvolle Aufnahmen nutzen will, macht sich also am besten schon im Vorfeld einige Gedanken über Motiv und Standort.


    • FUJIFILM X-T3 mit XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS bei 1/125 Sek., F7.1 und ISO 320

    • FUJIFILM X-T3 mit XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS bei 1/125 Sek., F18 und ISO 200
    • Die britische Fotografin Emily Endean ist eine Spezialistin für diese außergewöhnliche Lichtstimmung. Sie nimmt uns mit zu einem Streifzug durch die Landschaft Südenglands. Zwischen Dorset und Hampshire steht Emily oft mit ihrer Kamera am Meer, um die schillernde Küstenlandschaft in farbenprächtigen Bildern festzuhalten. Emily beschreibt, wie wichtig eine gute Balance zwischen Planung und Spontaneität für den kreativen Prozess ist. „Grundsätzlich habe ich immer einen Plan. Ich checke Wetter-Apps und schaue mir die Gezeitentabellen an und lese die Surf Forecasts, um eine möglichst präzise Wellenvorhersage zu bekommen. Anhand dieser Informationen visualisiere ich dann das Motiv, das ich aufnehmen möchte. Vor Ort ist es dann allerdings unabdingbar, flexibel zu sein. Denn meist kommt es anders als man denkt“, erzählt Emily. „Wenn ich zur geplanten Zeit an einer Location ankommen, lasse ich mich daher meist treiben und folge ganz meinem kreativen Instinkt. Ich experimentiere so lange, bis ich etwas finde, von dem ich glaube, dass es funktioniert. Es kann sein, dass ich nur von einem Standort aus arbeite, oder aber mich fortlaufend an die sich ändernden Rahmenbedingungen anpasse und ständig in Bewegung bin. Letztendlich ist es ein Prozess, der ganz von der Situation abhängt.“

Passionierte Fotografinnen und Fotografen sind sich in einer Sache einig: Die beste Perspektive zu finden, bleibt, selbst wenn es gut läuft, immer eine Herausforderung. Wenn du aber gleichzeitig auch noch den bald verblassenden, roten Abendhimmel optimal ins Bild rücken willst, kann es richtig stressig werden. „Am besten beginnst du die Komposition mit einer prominenten Landmarke oder notfalls auch einfach einigen starken Führungslinien“, rät Emily. „Achte darauf, wie sich die Landschaft im Licht der steigenden oder sinkenden Sonne verändert. Wenn ich noch nie zuvor an dem gewählten Fotospot war, dann schaue ich mir die Gegend im Vorfeld immer wieder in Google Maps an, um ein Gefühl für das Terrain zu bekommen. Im besten Fall brechen die goldenen Sonnenstrahlen dann knapp über dem Horizont durch die Wolken und lassen das Hauptmotiv im perfekten Licht erstrahlen.“

Für ein gutes Bild müssen viele Faktoren zusammenspielen, die sich nicht immer vorhersagen lassen. „Du musst eine Vielzahl von Dingen im Blick behalten. Doch das Wichtigste ist der Sonnenstand, der die Richtung und Intensität des Lichteinfalls bestimmt“, weiß Emily. „Zum Beispiel kurz vor Sonnenaufgang. Da hast du vielleicht schon einen wunderschönen Morgenhimmel, aber noch kein Licht auf dem Motiv. Logistisch gesehen ist das eine wirklich harte Nuss. Denn wenn du gegen das Licht fotografierst, steigt mit der Sonne auch das Risiko von Streulicht. Außerdem wird der Kontrastumfang schnell so groß, dass das Hauptmotiv nur noch als Silhouette zu sehen ist. Natürlich lässt sich aus solchen Situationen später in der Nachbearbeitung noch etwas herausholen, aber ich rate dazu, so etwas direkt bei der Aufnahme zu lösen.“

  • Da Emily das Look-and-feel ihrer Fotos allein mit der Kamera schaffen will, haben ihre Kameraeinstellungen häufig auch einen Einfluss darauf, wie sie den Bildaufbau gestaltet. „Die Einstellungen sind abhängig von der Situation und meiner künstlerischen Intention. In der Regel fotografiere ich bei Sonnenaufgang direkt an der Wasserlinie oder nehme meine FUJIFILM X-T3 in einem Unterwassergehäuse mit ins Wasser“, erklärt sie. „Ich muss mich also entscheiden, ob ich die Brandung mit einer kurzen Verschlusszeit einfrieren oder mit einer etwas längeren Belichtung die Bewegung des Wassers zeigen will. Ich bin gerne kreativ und probiere neue Techniken aus. Mit unterschiedlichen Verschlusszeiten zu spielen, mag ich dabei besonders gern.“

    Obwohl Emily sich im kreativen Prozess am liebsten ganz auf den Moment der Aufnahme konzentriert, weiß sie um die Möglichkeiten, die ihr die Nachbearbeitung am Computer bietet. „Wie gesagt, lege ich viel Wert auf die richtigen Kameraeinstellungen. Das hilft mir auch bei der späteren Bildbearbeitung. Der Dynamikumfang der aktuellen Sensoren ist ziemlich gut, was es erlaubt, die Details sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern darzustellen. Bei der Nachbearbeitung kann ich die Dinge daher möglichst einfach halten. Ich versuche, das Bild nicht allzu stark zu verändern. Mein Ziel ist es vielmehr, die Szene genauso wiederzugeben, wie ich sie im Moment der Aufnahme mit meinen Augen gesehen habe. Ich bin an einer realen Darstellung interessiert und beschränke mich in der Nachbearbeitung auf eine leichte Anpassung der Schatten, Lichter, Klarheit, Schärfe und so weiter. Meist fotografiere ich mit automatischem Weißabgleich, der an der X-T3 richtig gut funktioniert. Dennoch rate ich dazu, immer im RAW-Format zu fotografieren, da du damit später einfach mehr Spielraum in der Bearbeitung hast.“


  • FUJIFILM X-T3 mit XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS bei 1/1000 Sek., F3.5 und ISO 100 |

    FUJIFILM X-T3 mit XF55-200mmF3.5-4.8 R LM OIS bei 1/500 Sek., F5.6 und ISO 200

  • Emily kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, probiert aber auch gern Neues aus. Und es ist diese Neugier, die ihre Kreativität beflügelt. „Es ist immer gut, sich mit Unbekanntem auseinanderzusetzen und etwas dazuzulernen. Ich suche neue Herausforderung und setze mir gerne neue Ziele. So habe ich mir kürzlich ein Unterwassergehäuse für meine Kamera gekauft, das mir gänzlich andere Perspektiven ermöglicht. Als Fotografin weiß ich, wie wichtig persönliche Projekte sind, um sich selbst weiterzuentwickeln und fokussiert zu bleiben. In meinem Fall ist es das Fotografieren im Meer, das mir hilft, Grenzen zu überwinden und Limits zu verschieben.“

    Für Emily gibt es aber keinen Zweifel: Die beste Zeit, ein Motiv zu fotografieren, ist kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang. „Das goldene Licht der Sonne veredelt jede Motivszene. Großartiges Licht macht aus einem guten Foto ein großartiges Bild – unabhängig vom Motiv“, ist sie überzeugt. „Bleibe stets aufgeschlossen und nutze jede Fotogelegenheit, die sich dir bietet. Wenn es regnet, gehe raus und halte Ausschau nach einem Regenbogen. Beobachte, wie sich das Licht mit den vorüberziehenden Wolken verändert. Denn eines ist sicher: Mit dem wechselnden Licht wird sich auch die Landschaft vor deinen Augen verwandeln.“