28.04.2023 Jeffrey Van Daele

Große und kleine Kreaturen

Jeffrey Van Daele

Until 2010 Jeffrey worked as an IT Coordinator in education. By means of self-study and many years of though practical assignments he was able to give up his job in 2010 to become a full time photographer. On the one hand this consisted of teaching photography lessons in adult education and on the other hand by photographing events, products and portraits as a freelance photographer. But “the call of nature” was stronger than expected and it did not take long for Jeffrey to make the decision to follow his passion and only focus on the discipline of nature photography.
 
To this present day, Jeffrey is still a dedicated teacher who inspires and motivates his students, not only at his own school, but also during the many workshops, lectures and international photography tours he guides.

    • Wer gerne draußen in der Natur unterwegs ist, interessiert sich für Technik meist weniger. Tierliebhaber Jeffrey Van Daele zeigt, wie er beides miteinander vereint: den Moment intensiv erleben und dabei die eigene Aufnahmetechnik ständig verbessern.

      Unser Interesse für die Tierwelt ist etwas ganz Natürliches. Wir sind fasziniert von dem einfachen Überlebenstrieb der Tiere und wie sie sich an ihre Lebensumstände angepasst haben. Anders als in unserem eigenen Leben ist in der Tierwelt nichts garantiert und vieles unbekannt. Wer wild lebende Tiere fotografiert, will häufig genau daran erinnern, dass wir Menschen nicht allein auf diesem Planeten sind.
      Jeffrey Van Daele ist ein solcher Bildermacher. Seit Jahrzehnten widmet er sich der Aufgabe, das Leben von Wildtieren rund um den Globus zu dokumentieren. Es ist eine Leidenschaft, die ihn bereits seit Langem begleitet und antreibt.

      „Schon in jungen Jahren liebte ich Tiere. Als Kind konnte ich Stunden damit verbringen, sie zu zeichnen und Bilder von ihnen zu studieren. Ich habe auch immer Streuner mit nach Hause gebracht“, erinnert sich Jeffrey. „Irgendwann hatten wir so viele Katzen aufgenommen, dass zwanzig von ihnen in unserer Straße lebten. Das Thema begleitet mich bis heute: Ich arbeite gerade wieder an einer Dokumentation über gerettete Wildtiere.“



    • Die ersten Schritte in der Fotografie machte Jeffrey als Backpacker. „Jedes Jahr bin ich fünf Wochen losgezogen, um Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Da ich meine Erlebnisse in Erinnerung behalten wollte, begann ich zu fotografieren. Unweigerlich hat mich dann der Ehrgeiz gepackt, immer bessere Wildlife-Bilder aufzunehmen.“

      Bei Wildlife-Fotografie denken viele gleich an seltene Tiere in entlegenen Ecken der Erde. Doch die wenigsten von uns werden je eine Raubkatze oder andere faszinierende Spezies in ihrem natürlichen Lebensraum erleben können. Und falls doch, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir das perfekte Foto verpassen, weil es uns im richtigen Moment an der nötigen Erfahrung mangelt. Um die entsprechenden Fähigkeiten zu erlangen, müssen wir indes gar nicht weit reisen.

„Mein Heimatland Belgien ist klein, aber schön. An vielen Orten lassen sich Wildtiere gut fotografieren, wenn man die richtigen Stellen kennt und offen für alle Arten von Motiven ist“, so Jeffrey. „Bevor ich anfing, regelmäßig ins Ausland zu reisen, habe ich den ganzen Frühling hindurch Vögel fotografiert. Ich recherchierte dazu, wann und wo sich welche Vogelarten besonders malerisch fotografieren ließe. Später habe ich Kaninchen fotografiert, was sehr viel Spaß gemacht hat. In der Abenddämmerung kann man da grandiose Momente beobachten.“

Während viele auf große Tiere fokussiert sind, konzentriert sich Jeffrey auf die Welt der kleinen Geschöpfe. Insektenfotografie, zum Beispiel, lässt sich praktisch überall ausüben. Wenn die Tierchen geschickt fotografiert werden, bieten sich hier im winzigen Maßstab ebenfalls Szenen voller Dramatik.

    • „Ich mache sehr gerne Makroaufnahmen von Schmetterlingen und anderen Kleinlebewesen. Früh morgens ist das gar nicht so schwer, weil die Tiere dann noch nicht so flink sind“, verrät Jeffrey und gerät ins Schwärmen. „Wenn du an einem ruhigen Morgen früh draußen bist, vergisst du alles um dich herum. Es gibt dann nur dich und die Natur.“

      Die Aufgabe besteht zunächst darin, eine attraktive Bildkomposition zu schaffen, die zum einen technisch versiert und zum anderen künstlerisch inspirierend ist. Ersteres ist vor allem eine Frage der Kameraeinstellungen. „Meine Empfehlung lautet, mit Blendenautomatik und Auto-ISO zu fotografieren und den Augenerkennungs-AF zu aktivieren“, rät der Profifotograf. „Wenn du die Kamera richtig einstellst, wird sie dir ein scharfes Bild liefern, während du dich auf den richtigen Moment und den Bildaufbau konzentrieren kannst.“


Seit einigen Monaten fotografiert Jeffrey mit der FUJIFILM X-H2S, die ideal für die Tierfotografie ist. Mit einem 26,1-Megapixel-Sensor, blackout-freien Serienaufnahmen mit 40 Bildern pro Sekunde und einem Motiverkennungs-Autofokus mit künstlicher Intelligenz ist die Kamera für alles gerüstet, was die Natur fotografisch zu bieten hat.

„Ich verwende die X-H2S hauptsächlich mit dem FUJINON XF100-400mmF4.5-5.6 R LM OIS WR. Mit dieser Kombination ist die Tierfotografie technisch gesehen sehr einfach geworden. Es ist erstaunlich! Ich habe die Kamera zum ersten Mal in Afrika eingesetzt, wo ich in kürzester Zeit viele Tiere fotografieren konnte. Im Sucherbild herrschte ein munteres Kommen und Gehen, und ich war der Einzige in meinem Jeep, der sich permanent auf den Augenerkennungs-AF verlassen konnte“, erzählt Jeffrey. „Und in der Zwischenzeit ist die Kamera mit jedem Firmware-Update noch besser geworden.“


    • Jeffrey ist vom intelligenten Autofokus der X-H2S begeistert. „Die Kamera findet meist direkt das Auge. Wenn nicht, dann erkennt sie den Kopf. Und wenn sie den nicht findet, erfasst sie das ganze Tier. Ich frage mich: Falls die Schärfe mal nicht perfekt ist, hat die Kamera es dann besser gemacht, als ich es auf die Schnelle könnte? Die Antwort lautet: Ja. Deshalb bin ich von dem Augenerkennungs-AF absolut überzeugt.“

      Obwohl es in der X Serie auch lichtstarke Tele-Festbrennweiten gibt, hat sich Jeffrey aus Gründen der Kreativität bewusst für ein Zoomobjektiv entschieden. „Ich könnte natürlich auch das FUJINON XF200mmF2 R LM OIS WR verwenden – ein traumhaftes Objektiv, dessen Brennweite ich mit einem Tele-Konverter sogar noch um das 1,4- oder 2,0-Fache verlängern kann. Aber mit dem Zoom kann ich herauszoomen, und diese Möglichkeit schätze ich unendlich, denn mir liegt daran, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen.“

      Für Makroaufnahmen verwende Jeffrey das FUJINON XF80mmF2.8 R LM OIS WR Makro. „Ich schätze die lange Brennweite, denn so kann ich mit der Schärfentiefe spielen. Ich mag Nahaufnahmen mit weichem Bokeh im Hintergrund.“

      Eine weitere kreative Entscheidung, die Jeffrey trifft, ist die zwischen Farbe und Schwarzweiß. Je nach Situation bevorzugt er mal das eine oder andere, bei Tieraufnahmen hat er jedoch eine klare Präferenz.
      „Wenn die Landschaft ebenso wichtig ist wie das Tier, dann entscheide ich mich in vier von fünf Fällen für eine Farbaufnahme. Gleiches gilt für Aufnahmen, die während der Goldenen Stunde entstehen“, erläutert der Fotograf. „Wenn das Licht härter wird, wechsle ich zu Schwarzweiß. Ich sage meinen Studenten immer: Wenn die Farbe nichts zur Bildaussage beiträgt, solltet ihr sie nicht verwenden. Außerdem finde ich, dass bei einer Schwarz-Weiß-Aufnahme die Emotionen besser zum Tragen kommen.“


    • Jeffrey hat sich auf Anhieb in die Schwarzweiß-Filmsimulation der Fujifilm-Kamera verliebt. „Meine bevorzugte Option ist ACROS+R, weil sie blauen Himmel dramatisch abdunkelt. Mein Sucher ist fast immer auf Schwarzweiß eingestellt, auch wenn ich eigentlich in Farbe fotografiere. Wenn man eine Szene in Schwarzweiß betrachtet, achtet man mehr auf Schatten, Licht, Muster und Strukturen.“
      Letztlich gilt es aber auch, die Komposition des Bildes zu meistern. In der Tierfotografie ist das für viele eine Frage des Glücks oder des geduldigen Wartens, bis sich das Tier im vorgewählten Bildausschnitt zeigt. Diese Art der Fotografie – so aufregend sie auch sein mag – macht nur einen kleinen Teil von Jeffreys Arbeit aus.
      „Es ist ein Irrglaube der Tierfotografie, dass es immer um eine dynamische Szene oder flüchtige Momente geht“, erklärt er. „Wenn du weißt, wo du sie findest, warten da draußen eine Vielzahl malerischer Augenblicke auf dich.“

Ein anschauliches Beispiel für Jeffreys Arbeitsweise ist sein Bild eines Gepards auf einer Düne. „Die Aufnahme ist in einer Schutzstation entstanden, was eine Win-win-Situation für alle Beteiligten darstellt, denn ich kann die Arbeit dort finanziell unterstützen und erhalte im Gegenzug eine rare Gelegenheit für großartige Bilder. Für dieses Foto bat ich das Team, mit Fleischstücken eine Spur zu legen, und hoffte, der Gepard würde ihr folgen und dann lange genug dort stehen bleiben, wo ich ihn für das Foto haben wollte. Es hat funktioniert.“

Solche Möglichkeiten gibt es nicht nur bei Raubkatzen. Jeffrey nutzt eine ähnliche Vorgehensweise auch in Belgien, um tauchende Eisvögel oder Bussarde mit Beute aus einem Tarnzelt heraus zu fotografieren. „Solche Verstecke und Taktiken nutze ich, wenn ich die Komposition kontrollieren möchte. Ein grafisches Bild von Giraffen im Morgenlicht ist bei einer dreitägigen Safari in einem Naturreservat praktisch garantiert, solange ich weiß, wo ich die Giraffen antreffe“, sagt Jeffrey. „In der echten Wildnis ist das Komponieren des Bildes deutlich schwieriger, denn es braucht neben Glück auch eine gute Vorbereitung, um die gewünschten Motive zu finden“, sagt Jeffrey.

Der Fotograf erläutert sein Vorgehen an einem praktischen Beispiel aus der Umgebung: „Wann immer sich eine gute Fotogelegenheit bietet, etwa ein Vogel im Park, habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kann das Bild sofort aufnehmen, wie es ist, oder ich beobachte die Szene und überlege mir eine schöne Komposition. Ich entwerfe das Bild in meinem Kopf, bevor ich die Kamera hebe. Ich persönlich gehe immer lieber das Risiko ein, dass der Vogel wegfliegt, als ein langweiliges Bild zu akzeptieren.“

    • Zum Schluss hat Jeffrey noch einen Tipp, der auf jahrelanger Erfahrung beruht und wohl den ständigen inneren Kampf im Herzen eines jeden Tierfotografen verdeutlicht: Damit ein atemberaubendes Bild entstehen und später genossen werden kann, muss der spontane Impuls, sofort zu fotografieren, einen Moment lang unterdrückt werden.
      Vergiss dein Motiv“, rät Jeffrey. „Wenn du einen Löwen fotografierst und dich nur auf ihn konzentrierst, wirst du ein Foto von einem Löwen erhalten. Wenn du aber deine Kamera auf das Tier richtest und dabei das große Ganze im Blick behältst, dann wird da immer noch ein Löwe im Mittelpunkt des Bildes stehen, aber du wirst auch den Felsen im Hintergrund oder das Licht in einer Baumkrone wahrnehmen und deinen Bildaufbau entsprechend komponieren. Manchmal lohnt es auch, die Tiere einfach nur zu beobachten und die Kamera eine Zeit lang zur Seite zu legen.“


Die gelebte Erfahrung ist das, woraus Jeffrey seine Motivation zieht. „Es geht mir nicht nur um die Bilder. Wenn ich den Sonnenaufgang in einer großartigen Landschaft erlebe oder das Lächeln eines Schülers sehe, der zum ersten Mal ein Detail der Natur entdeckt, dann macht mich das glücklich. Bei jeder Exkursion wird mir aufs Neue bewusst, welches Privileg es ist, eine so schöne Welt zu erleben.“