Als ich 2012 zum ersten Mal auf die Philippinen flog, haben mich die weißen männlichen Touristen angewidert, die sich Tipps gaben, wo man auf der Insel den billigsten Sex haben kann und was sie mit den Frauen in diesem Land alles tun können. Zwei Jahre später kehrte ich mit meiner Kollegin und Partnerin Insa Hagemann zurück, um über die Auswirkungen des Sextourismus auf den Philippinen zu berichten. Diese Geschichte, die mit renommierten Fotopreisen, wie dem UNICEF-Foto des Jahres, ausgezeichnet wurde, machte das Thema international bekannt und ist ein perfektes Beispiel dafür, warum ich Fotojournalist geworden bin.
Die Philippinen sind dank billiger Flugtickets zu einem beliebten Ziel für Sextouristen geworden. Hier kümmern sich Touristen aus Europa, Australien und den Vereinigten Staaten wenig um das, was nach ihrer Abreise passiert: Tausende von Kindern, die von Sextouristen gezeugt wurden, wachsen in einem Land auf, in dem es kaum Einwanderer gibt. Kinder mit heller Haut, blauen Augen oder blonden Haaren wirken im eigenen Land wie Fremde. Sie wachsen mit dem Stigma auf, dass ihr Vater ein Sex-Tourist war – unabhängig davon, ob ihre Mutter als Prostituierte gearbeitet hat oder nicht. Geprägt durch Marginalisierung und Beleidigungen, verbringen diese Kinder oft ein Leben lang damit, nach ihrer eigenen Identität zu suchen. Die meisten von ihnen werden ihre Väter, die ein Zuhause in einer fernen Welt haben, nie kennenzulernen.
Offiziell ist Prostitution verboten und besonders in ländlichen, überwiegend katholischen Gebieten sogar geächtet. Doch in Angeles City boomt das Sexgeschäft. “Eine hässliche Stadt, die außer Sex nichts zu bieten hat”, schreiben Männer in Internetforen. Allein auf der Fields Avenue erstrecken sich Bars über eine Länge von zwei Kilometern. In einer Bar arbeiten eintausend Frauen in drei Schichten rund um die Uhr.
Sextouristen zahlen auf den Philippinen nicht für Sex. Die Bars, in denen die Frauen arbeiten, sind auch keine Bordelle. Die Freier zahlen dem Barbesitzer eine Entschädigung, damit sie die Frauen mitnehmen dürfen. Nicht selten nehmen sie die “Bargirls” sogar für einige Tage oder für ihren gesamten Urlaub mit. Die Mädchen kochen für ihn, waschen seine Kleidung und haben Sex mit ihm. Oft haben sie sogar Sex ohne Kondom. Vor vier Jahren wurde das gesetzliche Verbot von Verhütungsmitteln aufgehoben.
Im April 2014 waren Insa und ich für einen Monat auf den Philippinen und haben Kinder getroffen, die mit uns über den Einfluss des Sextourismus auf ihr Leben gesprochen haben. Einige der Jungen und Mädchen waren von Anfang an sehr offen, bei anderen mussten wir erst langsam ihr Vertrauen gewinnen.
Die Kinder sprachen mit uns über ihre Träume und ließen uns mit unserer Kamera an ihrem Leben teilhaben. Für uns war es immer wichtig, dass die Kinder selbst entschieden haben, dass sie Zeit mit uns verbringen. Damals haben wir die FUJIFILM X-T1 für unsere ersten Aufnahmen verwendet. Unser Start wurde nicht nur durch die kompakte Größe der Kamera und Objektive vereinfacht, sondern auch durch die Tatsache, dass wir die Fotos lautlos aufnehmen konnten. Dadurch haben wir die Kinder und Mütter nicht gestört. Mit der Zeit gewannen wir immer mehr das Vertrauen der Kinder und hatten die Möglichkeit Bilder aus ihrem Alltag zu machen. Die meisten Bilder wurden zwar mit unserem geliebten FUJINON XF23mmF1.4 aufgenommen, aber das XF35mmF1.4 und das XF18mmF2 haben wir auch verwendet.
Unser Ziel war es, die gesammelten Erfahrungen und Eindrücke weiterzugeben. Das ist das, was Fotojournalisten machen sollten. Wir haben ein Buch über die Kinder, die wir getroffen haben, geschrieben. Die Geschichte wurde bereits in mehreren Zeitschriften und Zeitungen, wie beispielsweise „Chrismon“ in Deutschland und „6mois“ in Frankreich, veröffentlicht. Absicht unserer Reise war es, auf das Schicksal dieser Kinder aufmerksam zu machen. Wir als Gesellschaft tragen die Verantwortung für diese Erde und das, was sich darauf ereignet. Wir sollten nicht weggucken.